BUNDESBANK-GOLD: DER STAATSSCHATZ LIEGT NICHT IN GUTEN HÄNDEN
: Wenn Schulden bezahlen zu langweilig ist

Die Bundesbank will unbedingt mit dem von ihr gehorteten Gold Sonderwege beschreiten. Nun möchte sie das Edelmetall zur Finanzierung von Bildung und Forschung verwenden. Dies wünscht sich Bundesbankpräsident Ernst Welteke schon seit zwei Jahren, und das passt prima in die politische Landschaft. Dahinter verbirgt sich das alte Besitzstandsdenken. Denn die ehemaligen Währungshüter wollen das Gold nicht einfach zugunsten des Bundeshaushaltes verkaufen, sondern selber diesen Erlös in sichere Wertpapiere investieren. Nur der Ertrag, also Zinsen und Dividenden, soll Projekten zur Verfügung stehen. Mit anderen Worten: Die Bundesbanker wollen ihren Schatz weiter hüten und nennen dies einen „Substanzerhalt“, der künftigen Generationen nutzen solle.

Doch Bildungs- und Forschungspolitik ist nicht Aufgabe der Bundesbank, sondern des zuständigen Bundesministeriums. Zudem hat die Bundesbank – ganz entgegen ihrem Ruf – ihren Schatz bisher schlecht gehegt. Denn Gold liegt einfach nur rum und wirft keine Zinsen ab. Aber trotz aller Kritik haben sich die Bundesbanker bislang beharrlich geweigert, ihr liebstes Gut in Gewinn bringende Anlageformen zu verwandeln. Andere Zentralbanken in Europa, sogar die schweizerische, haben diese irrationale Fixierung wenigstens seit den Neunzigerjahren überwunden. Nicht so die Frankfurter: Sie blieben beiseite, als die anderen Euroländer 1998 ihren ersten Fünfjahresplan zu einem ersten konzertierten Goldverkauf beschlossen.

Daher ist es schon ein enormer Fortschritt, dass die Bundesbank überhaupt vier Prozent ihres Goldbestandes zum Verkauf freigeben will. Aber zum Nutzen künftiger Generationen? Mit den Gewinnen der Bundesbank werden derzeit die Schuldenberge der deutschen Einheit getilgt. Je weniger Staatsschulden, umso mehr politischer Spielraum für die Aus- und Aufgaben der Zukunft – das Verfahren hat sich in einem ganz anderen Bereich, nämlich beim Verkauf der UMTS-Mobilfunklizenzen, bewährt. Aber gegenüber einem solchen profanen Auftrag ist ein Bildungswerk der Bundesbank natürlich viel schicker. DIETMAR BARTZ