Häusliche Gewalt beschäftigt NRW-Polizisten

Die Einsätze der Polizei gegen prügelnde Männer haben sich im letzten Jahr fast verdoppelt. NRW-Frauenministerin Birgit Fischer (SPD) will harte Linie gegen Gewalt in Familien weiter verfolgen: „Gesetz hat sich bewährt“

DÜSSELDORF taz ■ Knapp 7.000 gewalttätige Männer hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr aus ihrer Wohnung verwiesen. Dies sei eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von etwa 42 Prozent, teilte das NRW-Frauenministerium gestern in Düsseldorf mit.

„Die Zahlen beweisen: Das neue Polizeigesetz mit seiner prompten, staatlichen Reaktion auf häusliche Gewalt hat sich bewährt“, sagte Ministerin Birgit Fischer (SPD). Es mache immer mehr Frauen Mut, ihre Scham zu überwinden und polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ob die vermehrten Einsätze der Polizei auch mit einer höheren Gewalttätigkeit der Partner zusammenhängen könnte, will man im Ministerium nicht vermuten. „Wir glauben, dass das Gesetz die üblichen Täter aus der Dunkelzone holt,“ sagt Sprecherin Judith Holzmann-Schicke.

Seit zwei Jahren können Frauen in Nordrhein-Westfalen ihre prügelnden Männer für zunächst zehn Tage aus der Wohnung verweisen. In dieser Zeit können sie sich beraten lassen, eventuell eine neue Wohnung suchen oder die Scheidung veranlassen. Die neue Regelung ist für viele Frauen oft überlebenswichtig: nach Untersuchungen des Frauenministeriums findet in jeder dritten Partnerschaft psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt statt. In 95 Prozent aller Fälle sind Frauen Opfer und Männer Täter.

Ministerin Fischer wies gestern auf die bedrohliche Situation von Kindern in Gewaltbeziehungen hin. „Zu 90 Prozent sind Töchter und Söhne Zeugen, wenn ihre Mütter vom Partner geschlagen oder sexuell misshandelt werden.“ ANNIKA JOERES