FDP nimmt Tierlabor in Schutz

Hauptverfahren gegen Münsteraner Tierlabor Covance steht bevor. NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn hatte der Stadt vergangene Woche Halbherzigkeit vorgeworfen. FDP: Höhn „nicht objektiv“

VON NATALIE WIESMANN

Die Stadt Münster hat im Konflikt mit dem nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium im Fall Covance einen neuen Verbündeten. Stefan Romberg, Tierschutzexperte der FDP-Fraktion im Landtag will Ministerin Bärbel Höhn (Grüne) nächste Woche im Plenum zur Rede stellen. Er wirft ihr in der Beurteilung der Vorwürfe gegen das Tierversuchslabor mangelnde Objektivität vor. „Frau Höhn hat nur aufgrund der ZDF-Fernsehbilder das Unternehmen schon verurteilt.“

Das US-Unternehmen Covance Laboratories war durch einen Bericht in „Frontal 21“ am 9. Dezember 2003 in die Schlagzeilen geraten. Er zeigte Aufnahmen eines eingeschleusten Journalisten, auf denen die Laboraffen Anzeichen für Verhaltensstörungen zeigten. Schnell reagierte Bärbel Höhn und wies die Stadt an, gegen die Firma ein Strafverfahren einzuleiten. Im Gegensatz zur Ministerin habe Romberg dem ZDF-Beitrag keine Tierquälerei entnehmen können. Außerdem würden Mitarbeiter des Unternehmens durch Drohanrufe belästigt und bei Covance sei eingebrochen worden. „Das ist auch aufgrund der voreiligen Schlüsse Höhns passiert“, sagt er.

Von Anfang an war die Stadt Münster im Vorgehen gegen das US-Unternehmen sehr verhalten. Der Leiter der Veterinäramtes, Roland Otto, stellte im Gespräch mit der taz den falschen Zusammenschnitt der Fernsehbilder in den Vordergrund. Er habe bei seinen regelmäßigen Kontrollbesuchen keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz feststellen können. Gegen ihn hat Tierschutzanwalt Eisenhart von Loeper wegen Befangenheit Strafanzeige gestellt. Höhn hat der Westfalenmetropole im Verfahren gegen Covance Halbherzigkeit vorgeworfen. Der Grund: In einem Nebenprozess, bei dem über die Installation von Überwachungskameras verhandelt wurde, hatte die Stadt Münster vor dem Verwaltungsgericht gegen das Tierlabor verloren.

Daran sei die Stadt selbst schuld, befand Höhn. „Münster hat es nicht geschafft, für das Verfahren externe Gutachter zu finden“, hatte Ministeriumssprecher Leo Bosten gegenüber der taz den Vorwurf begründet.

Das Ministerium warf der Stadt außerdem vor, sie hätte gegen die Abmachungen und undurchsichtig gehandelt, und ihr nicht einmal den Gerichtstermin im Falle der Überwachungskameras mitgeteilt. Als sich der Münsteraner Grünen-Abgeordnete Rüdiger Sagel dann auch vor seine Parteifreundin stellte, fühlte sich die Stadt in Person von Stadtdirektor Hartwig Schultheiß falschen Vorwürfen ausgesetzt.

Wohl auch auf Anweisung der Ministerin hat Münster nun gegen den Gerichtsbeschluss Beschwerde eingelegt. Und für das Hauptsacheverfahren, in dem die Zukunft des Labors verhandelt wird, sucht die Stadt nun verstärkt nach externen Gutachtern. „Wir werden nächste Woche interessante Experten präsentieren“, sagt der Pressesprecher der Stadt Münster, Joachim Schiek.