„Gollum kann nur digital sein“

Animations- und Special-Effects-Koryphäe Matt Aitken über den immer größer werdenden Bedarf an digitalen Stuntmen und seine Arbeit an „Herr der Ringe“

Am Montag beginnt in Monaco die Imagina: Der wichtigste europäische Jahrestreff von Animations- und Special-Effects-Spezialisten versammelt die Stars der Branche aus der ganzen Welt. Darunter ist auch Matt Aitken von Weta Digital, der die Effekte in „Herr der Ringe“ kreiert hat.

taz: Welche Trends bewegen die Branche?

Matt Aitken: Wir versuchen mit unserer Arbeit noch glaubhafter und realistischer zu werden. Für unsere digitalen Doubles entwickeln wir im Moment eine Technik, mit der wir Muskelbewegungen unter der Haut simulieren können. Durch bestimmte Lichteffekte wird die Anmutung der Haut, das Spiel zwischen Helligkeit und Schatten auf ihr, wesentlich verbessert. Auch Bewegungen im Gesicht können wir so künftig immer besser an menschliche Mimik angleichen. Desgleichen bei Naturerscheinungen: Wasser, Rauch, Feuer – all das wird immer realistischer.

Werden virtuelle Schauspieler echte bald ersetzen?

Ich bemerke einen immer größeren Bedarf an digitalen Stuntmen, teilweise weil es sicherer ist, aber auch, weil man bisher unmögliche Stunts durchführen kann. Gollum beispielsweise …

der schizophrene Bösewicht aus „Herr der Ringe“ …

… musste digital kreiert werden. Wir hätten keinen echten Schauspieler so präparieren können. Insgesamt werden virtuelle Darsteller begnadete menschliche Schauspieler nicht ersetzen können. Das wäre zu schwierig und zu teuer. Aber: Es wird immer mehr Rollen geben, in denen wie bei Gollum ein echter Schauspieler die Referenzperformance übernimmt.

Was macht das Fernsehen?

Auch hier werden die neuen Technologien immer gebräuchlicher. Die Systeme, Hardware und Software gleichermaßen, werden immer billiger und damit auch für viele Fernsehproduktionen erschwinglich.

An welchem Projekt arbeiten Sie zurzeit?

Weta Digital wird weiterhin mit Regisseur Peter Jackson zusammenarbeiten: Nach dem dritten Teil von „Herr der Ringe“ nehmen wir bald das Remake von „King Kong“ in Angriff.

War „Herr der Ringe“ bisher Ihr spannendstes Projekt?

Ja. Wegen der Vielfalt der Aufgaben: angefangen bei digitalen Doubles über Schlacht-Szenarien bis hin zu kompletten digitalen Umgebungen. Die ganze Spannbreite im Bereich visueller Effekte kam hier zum Einsatz. Besonders schwierig und reizvoll war natürlich die Umsetzung von Gollum.INTERVIEW: WILFRIED URBE