Emsschlick sorgt weiter für Wirbel

Zuviel Geld futsch? Nach taz-Bericht sind Verkehrsministerium, Steuerzahler-Bund und Rechnungshof eingeschaltet

taz ■ „Ich distanziere mich von den Äußerungen Wurpts in der taz bremen“, zitieren ostfriesische Zeitungen den Chef des Niedersächsischen Hafenamtes, Gerd Frerichs. Sein Mitarbeiter Rewert Wurpts hatte am Dienstag in der taz behauptet: „Das Wasser- und Schifffahrtsamt Emden baggert in der Ems zuviel und zu kostspielig. Man könnte die Baggerkosten von 22 Millionen Euro halbieren.“ Der Chef des angegriffenen Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), Reinhard de Boer, kontert: „Ich möchte nicht dazu beitragen, einen Behördenstreit öffentlich auszutragen. Herr Wurpts hat unbestritten große Verdienste im Schlickmanagement für den Emder Hafen. Man kann Hafen und Ems aber nicht vergleichen.“

Grundlage der Wurpts-Kritik ist, dass es keine verbindliche Definition darüber gibt, was als „Schlick“ zu baggern ist und was nicht. Dies bestreitet auch de Boer nicht. Wurpts in der taz: „Ich würde das, was das WSA baggert, zum Teil in der Ems lassen.“

Erich Bolinius, Vorsitzender der Emder FDP, hakt nach: „Wurpts ist kein Spinner, sondern anerkannter Fachmann.“ Bolinius hat das Bundesverkehrsministerium um eine Stellungnahme zur Emsbaggerung gebeten und den Bund der Steuerzahler sowie den Bundesrechnungshof eingeschaltet.

Zuerst beschwerten sich Umweltschützer über die Baggerungen in der Ems bei der EU. Sie sahen in den steuerfinanzierten Baggerungen eine illegale Subventionierung für die Papenburger Meyer Werft. Bislang wurde die Ems ausgebaggert, damit die Meyer-Schiffe durch die Ems passen. Die EU schloss sich der Beschwerde der Umweltschützer nicht an.

Um die Ems nicht weiter ausbaggern zu müssen, wurde das Sperrwerk gebaut, das die Ems für die Überführung der Meyerschiffe aufstauen soll. Aber die Hoffnung, wegen dieser Stauung nicht mehr baggern zu müssen, hat sich nicht erfüllt. Das WSA baggert weiter. Damit nicht genug: Das Sperrwerk darf laut Planfeststellungsbeschluss nicht im Sommer stauen. Der sauerstoffarme Fluss könnte ersticken. Jetzt aber soll auch im Sommer gestaut werden. Die Meyer Werft will dann zwei Luxusliner an die Küste überführen.

Thomas Schumacher