Krabbelgruppen geht die Puste aus

„Wir stehen vor dem Aus“: Für die ehrenamtliche Vorstandsarbeit von Krabbelgruppen finden sich kaum noch Eltern. Zugleich wird arbeitsamtfinanzierte Hilfe knapp. Dabei haben berufstätige Eltern von unter Dreijährigen kaum Alternativen

Bremen taz ■ „Wir stehen vor dem Aus.“ Gabi Helms, Fachberaterin im Verbund Bremer Kindergruppen, schlägt Alarm. Den 70 Vereinen, die in Bremen selbstorganisiert und für den Staat kostengünstig die Tagesbetreuung von unter Dreijährigen organisieren, geht die Puste aus.

Hartz-Reform und Sparkonzepte schlagen durch – und damit bricht die Finanzierung der Gruppen zusammen. Denn dort arbeitet neben meist fest angestellten ErzieherInnen oder KinderpflegerInnen vielfach arbeitsamts- oder sozialamtsfinanziertes Personal. Eine Erzieherin und eine Helferin auf mindestens acht Kinder unter drei schreibt das Gesetz vor. „Aber diese Mindeststandards sind überall gefährdet“, sagt Helms. „Und wir reden nur von Quantität, noch nicht von Qualität.“

Der Verbund, bei dem 90 Prozent aller Bremer Krabbelknirpse unter drei Unterschlupf finden, ist Probleme gewöhnt. Seit Jahren schlägt er sich durch, mit minimalen Mitteln trotz maximaler Nachfrage. Denn staatliche oder kirchliche Angebote gibt es so wenig, dass vor allem berufstätige Eltern wenig Alternativen sehen. Nach langen Wartezeiten nehmen sie Elternmitarbeit, Essenkochen und Putzdienste in Kauf – neben Monatsbeiträgen zwischen 230 und 250 Euro. „Wir kosten ein Drittel von dem, was ein staatlicher Krippenplatz kostet“, sagt Helms. Und: „In Niedersachsen bekommen alle Träger das gleiche Geld. Bei solchen Bedingungen wären wir gerettet.“ Doch hier werden die Vereine mittlerweile kopflos. „Es finden sich keine Vorstände mehr“, weiß Helms. „So dramatisch war es noch nie.“ Eltern würden in ihren Berufen immer mehr gefordert. „Man spürt die Veränderung“, sagt Helms. „Wir haben ein Problem.“

Noch setzt der Verbund Hoffnung auf Verhandlungen mit dem Jugend- und Sozialressort in dieser Woche. „Staatsrat Knigge hat uns letzten Oktober 700.000 Euro aus dem 4,3 Millionen Euro schweren Fördertopf für Zweitkräfte zugesagt“, erinnert Helms. Doch gebe es Klärungsbedarf – denn das Geld soll in eine Qualifizierungsmaßnahme für Kita-Assistenzen fließen. In Personal also, dem die städtischen und evangelischen Kindergärten skeptisch gegenüber stehen, weil es keine professionelle Erziehungsarbeit leisten kann, aber doch vom Geld für Zweitkräfte finanziert wird. Die Krabbelgruppen aber würden solches Personal begrüßen. „Als Ersatz für die wegbrechenden Kräfte“, sagt Helms. Das anhaltende Problem aller Krabbelgruppen werde damit aber nicht gelöst.

Die Vereine haben schon jetzt die Vorgabe, dass während der Betreuungszeiten zwei Personen da sind. Eine pädagogische und eine Hilfskraft. Auszubildende Hilfskräfte machen das nicht wett, zumal auch ErzieherInnen sich fortbilden müssen. „Bei dem ständigen Wechsel und Hin und Her fragen sich immer mehr Eltern, ob sie ihrem Kind das zumuten wollen“, sagt Helms. Die von der Behörde versprochenen 10.000 Euro pro Kindergruppe aus dem Zweitkräftetopf hätten Abhilfe geschaffen. Jetzt stopfen sie nur ein Loch, das durch wegbrechende Arbeitsamtsfinanzierung entsteht. „So geht es nicht weiter“, sagt Helms und erinnert an das Ziel der Bundesregierung, wonach es spätestens ab 2005 für jedes fünfte Kind unter drei Jahren einen Krippenplatz geben soll. „Davon sind wir in Bremen mit einem Versorgungsgrad von rund sechs Prozent weit entfernt.“ Eva Rhode