Streiken für Frieden

Heute sollen Jugendliche nicht zur Schule, sondern auf die Straße gehen: „Jugend gegen Krieg“ und Jugendgruppe des Regenbogen mobilisieren zur Demonstration statt in die Schule. Von wegen erster Schultag

von ARIANE DANDORFER

Heute ist der erste Schultag nach den Ferien, aber Hamburgs SchülerInnen sollen nicht hingehen, sondern für Frieden streiken. Dazu rufen „Jugend gegen Krieg“ und die Jugendgruppe des Regenbogen auf. Andreas Schmidtke von „Jugend gegen Krieg“ ist beeindruckt, wieviele SchülerInnen bundesweit schon auf die Straße gegangen sind. „Auch hier müssen es mindestens 5000 werden“, meint er. „10.000“, findet Anna Schoppe, die ebenfalls bei „Jugend gegen Krieg“ aktiv ist, einer von der Sozialistischen Alternative (SAV) ins Leben gerufenen Kampagne, die schon in vielen anderen Städten Schulstreiks organisiert hat.

„Jugend gegen Krieg“ hatte bereits seit Anfang des Jahres Kontakte zu Schulen im Hamburger Osten geknüpft, Infostände vor Schulen aufgebaut und in den Klassen diskutiert. In der Mitte Januar gegründeten Jugendgruppe bei Regenbogen sind hingegen viele, die aus Eimsbüttel und Altona kommen. Deshalb rufen sie für den heutigen Tag Schulen aus dem Hamburger Westen zu zwei Treffpunkten auf: Zur U-Bahn Hoheluft und zum Bahnhof Altona. „An der Ida-Ehre-Schule haben wir schon Erfahrungen mit den Spontandemos anlässlich der letzten Kriege“, sagt Jonas Becker-Tietz. Eine Schule soll anfangen die anderen abzuholen, dann bewegt man sich gemeinsam zum Treffpunkt. Deshalb würden sie keine feste Uhrzeit angeben. „Jugend gegen Krieg“ sei da organisierter.

Etwas abgekämpft trudeln deren AktivistInnen am Donnerstagabend im Gewerkschaftshaus ein: Am Vormittag haben sie gemeinsam mit Auszubildenden von Airbus eine Friedensaktion vor den Werkstoren in Finkenwerder gemacht, nachmittags hatten sie für die Demo zum Kriegsausbruch neue Protestschilder gebastelt, Kittel aus Müllsäcken mit der Ankündigung des Schulstreiks beschriftet und dann demonstriert. Zu dem Treffen sind 20 Jugendliche gekommen. Es geht um letzte Details für den Schulstreik: Ein Moderationsteam für den Lautsprecherwagen wird gesucht, Megaphone werden verteilt, ein Fronttransparent soll noch gemalt werden.

Anne wollte heute eigentlich ein Referat über Rüstungskonzerne halten, aber das wird verschoben. Bei den wöchentlichen Treffen von „Jugend gegen Krieg“ gibt es aber immer auch inhaltliche Diskussionen. Die 18-jährige Anne findet das toll: „Ich weiß jetzt so viel mehr über Hintergründe.“

„Der Hauptfeind steht im eigenen Land“, steht auf einem Transparent, dass Jonas und Sönke vor dem Regenbogen-Büro zum Trocknen ausgelegt haben. „Wir wollen deutlich machen, dass wir nicht gegen den Krieg sind, weil er deutschen Wirtschaftsinteressen widerspricht“, erklären die beiden. „Wir wollen keinen dieser Kriege.“

Egal wo die Jugendlichen loslaufen, am Ende sollen sich gegen Mittag alle vor dem SPD-Haus in der Kurt-Schumacher-Allee treffen. Solange Überflugsrechte gewährt würden und deutsche Soldaten in der Golfregion stationiert seien, sei die deutsche Regierung nicht so pazifistisch, wie sie tue. Auf diese „Heuchelei“ aufmerksam zu machen, war für „Jugend gegen Krieg“ Auslöser, das SPD-Haus als Ort für die Abschlusskundgebung zu wählen. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen wollen sie das Ohnmachtsgefühl überwinden. Die Normalität durchbrechen, nennt es Sönke von der Regenbogen-Jugend, man könne nicht in der Schule hocken, während anderswo SchülerInnen von Bomben getroffen werden.

Treffpunkte: U-Bahn Hamburger Straße, 9.30 Uhr. Eimsbüttel: U-Bahn Hoheluft Altona: S-Bahn Altona. Nächste Gruppen-Treffen: Jugend gegen Krieg: Donnerstag, 18 Uhr, Ort noch unklar (☎ 43 18 31 99); Regenbogen-Jugend: Mittwoch, 18 Uhr, Koppel 30