Angst ums Lesen
: Neustädter sammeln 2.400 Unterschriften

Bibliothek soll bleiben

Das Ringen um die Erhaltung der Stadtteilbibliothek Neustadt in der Friedrich-Ebert-Strasse nimmt kein Ende. Bernd Neumann vom Kulturressort und Monika Steffens, die Leiterin der Zentralbibliothek, stellten sich auf der Beiratssitzung in der vergangenen Woche kritischen Fragen besorgter Bürger.

Die hatten, vertreten durch eine Bürgerinitiative, Kultursenator Kuno Böse (CDU) einen Stapel von 2.400 Unterschriften überreicht, die vom Unwillen der Neustädter zeugen, „ihre“ Bibliothek aufzugeben.

Doch eines scheint schon jetzt festzustehen: An ihrem jetzigen Standort wird die Bibliothek aufgrund der räumlichen Nähe zur zukünftigen Zentralbibliothek am Wall nicht erhalten bleiben.

Im ehemaligen Polizeipräsidium soll sich ab Sommer 2004 eine hochmoderne Zentrale der Bremer Stadtbibliotheken mit einem breiten Angebot befinden, „einer Großstadt angemessen“, wie Monika Steffens betonte. Aufgrund des geringen Etats bedeute dies, dass die kleineren Teilbibliotheken aufgegeben werden müssten, die aber ohnehin bisher nur eine Notlösung waren. Denn die bisherige Zentralbibliothek am Schüsselkorb war zu klein, um das Angebot breit genug fächern zu können, erläuterte Steffens.

Das reicht den Neustädtern aber nicht als Begründung. Vor allem zwei Argumente sprächen gegen die Schließung.

„Es gibt auch schwächere Menschen in der Neustadt, die nicht zur Zentralbibliothek können,“ klagte die Sprecherin der Bürgerinitiative. Und CDU-Beiratsmitglied Henning Harms fügte hinzu: „Für uns ist die Bibliothek auch aus sozio-kultureller Hinsicht sehr wichtig.“

Im Kulturressort gibt es offensichtlich wenigstens eine Vision. Neumann schweben drei verschiedene Bibliothekstypen vor, die ganz Bremen versorgen könnten. Da ist zum einen die Zentralbibliothek, dann einige größere Stadtteilbibliotheken, deren Zahl noch nicht feststeht, und mehrere kleine Motto-Bibliotheken, wie Kinder- und Nachbarschaftsbibliotheken. Besonders der letzte Punkt wirkte nebelig. Keine genaue Anzahl, keine Standorte, keine klare Definition. Außerdem bleibt die Frage im Raum, wie all diese Satelliten finanziert werden sollen.

Dafür beruhigende Worte: „Wir nehmen ihre Bedenken sehr ernst“, versicherte Neumann. Und Steffens setzte noch einen drauf: „Die Stadtbibliothek hat ein großes Interesse daran, möglichst viele Menschen zu versorgen.“ Eine endgültige Entscheidung wird es aber auf keinen Fall vor Juni geben. Gerrit Koy