„Keine Waffenerklärer“

Grimme-Preisträger fordern kritischen Journalismus. Krieg im Irak überschattet Verleihung der „TV-Oscars“

MARL dpa ■ Mehr als 30 Grimme-Preisträger haben in Marl bei der diesjährigen Preisverleihung eine kritische Berichterstattung über den Irakkrieg gefordert. „Wir dürfen nicht nur an den Kanonen und Startrampen stehen, wir müssen auch zeigen, wo ihre Geschosse einschlagen und töten“, heißt es in der Erklärung. Unterzeichnet haben unter anderem Senta Berger, Anke Engelke und Götz George.

Die Verleihung des deutschen „TV-Oscars“ am Freitagabend war im Zeichen des Irakkriegs kein rauschendes Fest, sondern eher von verhaltener Freude über die begehrten Auszeichnungen geprägt. Die „Erklärung zur Rolle der Medien im Krieg“ hatte der Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar („Quarks & Co.“, „Globus“) vorbereitet. „Wir Medienschaffende verstehen uns auch als das wachsame Auge unserer demokratischen Gesellschaft“, heißt es darin: „Wir dürfen uns nicht zu Waffenerklärern und Amateurstrategen instrumentalisieren lassen. Wer mit dem Krieg auf Quotenfang geht, macht sich mitschuldig.“ Die Wahrheit dürfe nicht mit Worthülsen verdeckt werden: „Hinter den Kollateralschäden liegen tote Zivilisten.“

Der Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg hat vor alllem den öffentlich-rechtlichen Sendern vorgeworfen, mit ihrer Irakberichterstattung zu ermüden. Sie besetzten „zu viele Sendeplätze, für die sie dann zu wenig Informationen haben“, sagte er der BamS. Fernsehberichten über den Krieg sei ohnehin am wenigsten zu trauen.