Schmierer, Sprayer, Schlitzer

Wenn am Strande die Vandalen hausen: Der Start der Strandkorb-Saison bedeutet für Korbflechter Schwerstarbeit

Bilderbuchwetter in den Urlaubsorten an Schleswig-Holsteins Nordseeküste: In Büsum locken der strahlend blaue Himmel und viel Sonne – wie jetzt am ersten Frühlingswochenende – die Sonnenhungrigen in die Strandkörbe. Doch was für die einen Erholung ist, bedeutet für andere Schwerstarbeit.

Mit dem Sonnenbaden beginnt gleichzeitig die Hochsaison für Büsums Korbflechter. Holger Hinzer ist verantwortlich für die knapp 2500 Schattenspender, die verteilt auf einer Fläche von rund 18 Hektar an Büsums Küste stehen. Fast täglich müssen der 43-Jährige und seine Mitarbeiter dann „auf Flick gehen“. Statistisch gesehen müsse jeder vierte Korb einmal im Jahr repariert werden, berichtet Hinzer.

Dabei gehe es nicht um den „normalen“ Verschleiß. „Die mutwillige Zerstörung durch Schmierer, Sprayer, Schlitzer und Feuerteufel“ macht dem „Herrn der Strandkörbe“ zu schaffen. „Ich war selbst schon nachts los zum Deich, um Körbe zu löschen“, sagt der Fachmann.

Die Gemeinde versucht, mit Nachtwachen und Hunde-Streifen die blindwütigen Zerstörungen in den Griff zu bekommen. Doch ganz unterbinden kann man den Vandalismus nicht, bedauert Hinzer. Besonders touristische Highlights bedeuten für Hinzer und seine Mitarbeiter mehr Arbeit. Nach jeder Veranstaltung seien ein halbes Dutzend Körbe aufgeschlitzt und die Schaumstoff-Polster zerschnitten, sagt er. Dazu kommen Zerstörungen wie verbogene Tische, abgerissene Markisen und herausgerissene Fußbänke. Für die Gemeinde ein teurer Spaß: „Jede Reparatur kostet mindestens 100 Euro.“ Selbst wenn nur ein Sprayer am Werk war. Denn dann muss der gesamte Korb neu lackiert werden. Ein einziger aufgeschlitzter Strandkorb kostet Büsum mit Arbeitszeit und Material rund 200 Euro.

Nicht jeder Schaden kann vor Ort repariert werden. Dann muss der 75 Kilogramm schwere Korb aus Holz und Reet in die Werkstatt transportiert werden. „Reet ist teurer, aber klimatisch besser als Plastik, denn es heizt sich in der Sonne nicht so auf“, sagt der Experte. Für ihn und seine Mannschaft bleibt viel zu tun, denn die Strandkorb-Saison in Büsum endet offiziell erst am 30. September. WOLFGANG RUNGE