berliner szenen Krieg und Mode

Tarnfarben

Die Militarisierung des Alltags schreitet trotz gut besuchter Antikriegsdemonstrationen voran. So mancher junge Mensch scheint sich in diesen Tagen ganz bewusst dafür zu entscheiden, die eigentlich aus der Mode gekommene Military-Kleidung wieder aus dem Schrank zu holen. Zumindest in den jugendkulturell gesättigten Bezirken Mitte, Kreuzberg und Prenzlauer Berg trägt man wieder Tarnfarben. Wer sich darüber hinaus in der Vergangenheit entschieden hat, die Fenster seiner Wohnung mit Gardinen im Camouflage-Look auszustatten, darf nun nicht nur mit den dunkelgrünen Fernsehbildern der letzten Bombardements einschlafen, sondern einige Stunden später in der gleichen Lichtstimmung den neuen Tag begrüßen.

Wer allerdings nach neuen Accessoires für den war style sucht, muss sich an die einschlägigen Military-Shops wenden. Die avancierten Modelabels haben sich nämlich offenbar entschlossen, sich in diesem Krieg lieber den Pazifisten zu widmen. So präsentiert der Eisdieler derzeit in der Kastanienallee die Neuauflage eines Klassikers: ein weißes T-Shirt mit Friedenstaube auf blauem Grund. Besser als handgemalte Plakate und regenbogenfarbene Peace-Flaggen dürfte sich das allemal tragen.

KOLJA MENSING