Schwere Kollision auf der U 6

Fahrer hatte Haltesignal übersehen. Panik unter Fahrgästen. Beim Verlassen der Waggons wurden acht Menschen leicht verletzt. U-Bahn zeitweise eingestellt. Regulärer Pendelverkehr erst heute

von STEFAN WELLGRAF

„Das ist kein Ersatzverkehr, sondern ein Warteverkehr“, rief eine empörte Passantin am U-Bahnhof Seestraße. Mit ihr warteten etwa 200 Menschen, doch weit und breit war kein Bus zu sehen. Der eine wollte schnell zum Flughafen, eine andere musste ihr Kind vom Kindergarten abholen. Was man auch vorhatte, wer am Dienstagnachmittag mit der U6 im Norden Berlins unterwegs war, dem konnte es passieren, dass er bis zu 45 Minuten auf einen Ersatzbus für die wegen „technischer Störungen“ nicht mehr einsatzbereite U-Bahn warten musste. Viele nahmen deshalb ein Taxi oder versuchten sogar, die vorbeifahrenden Autos anzuhalten.

Was war passiert? Um 13.07 Uhr war es in der Nähe der Station Kurt-Schumacher-Platz zu einem U-Bahn-Unfall gekommen. Dabei war ein rangierender Leerzug mit einem voll besetzten Personenzug zusammengestoßen. Der Fahrer des Leerzuges hatte ein Haltesignal übersehen und dem Personenzug die Vorfahrt genommen. Trotz Notbremsung konnte eine Kollision nicht mehr vermieden werden. Bei dem Zusammenprall sprangen bei beiden Zügen etwa vier Waggons aus den Gleisen. Die Wagen wurden zum Teil schwer beschädigt, der Leerzug an die Betonwand des Tunnels gedrückt.

Da sich der Aufprall der Züge bei geringer Geschwindigkeit ereignete, wurde zunächst kein Fahrgast verletzt. Nach Angaben der BVG kam es aber in Anschluss an den Unfall zur Panik unter den Fahrgästen. So verletzten sich beim Aussteigen aus der U-Bahn auf das rund ein Meter tiefer liegende Schotterbett acht der insgesamt 80 Passagiere. Vier der Verletzten mussten mit Schürfwunden, Prellungen oder Verstauchungen in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht werden. Die beiden Fahrer kamen mit Schock ebenfalls in eine Klinik. Schwerverletzte gab es zum Glück nicht.

Der gesamte U-Bahn-Verkehr im nördlichen Teil der U6 musste eingestellt werden. Wegen Gleisbauarbeiten wurde hier ohnehin nur noch im Pendelverkehr gefahren. Ein Schienenkran der BVG soll die entgleisten Waggons wieder auf die Schienen heben. Doch erst heute wird der Pendelverkehr wieder regulär eingerichtet sein.

Viele der eingesetzten Ersatzbusse blieben im Berufsverkehr auf der Chaussee- und der Müllerstraße stecken. So entstanden lange Wartezeiten und ein dichtes Gedränge an den Busstationen. „Aber wenigstens scheint die Sonne“, trösteten sich die Berliner.