Aus zwei mach eins

Die neue RBB-Intendantin Dagmar Reim steht vor großen Herausforderungen. Länder und Parteien rangeln sich um Posten – und bewährtes Personal um die Chefsessel

Etwas Neues in der Region zu schaffen und eine „Fusion ohne Verlierer“ hat die frisch gewählte Gründungsintendantin des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB), Dagmar Reim, noch in der Wahlnacht als Ziele ausgegeben. Und sich damit die Latte selbst hoch gehängt. Die Herausforderungen beginnen schon bei den kommenden Personalentscheidungen. Voll funktionsfähig ist der RBB erst, wenn sich auch dessen Geschäftsleitung konstituiert hat. Dies muss bis zum 1. Juni geschehen sein – viel Zeit bleibt also nicht, um die Direktionen für Verwaltung, Hörfunk und Fernsehen neu zu besetzen.

Leicht wird das Unterfangen für die als entscheidungsfreudig bekannte Dagmar Reim schon deshalb nicht, weil sie zur Wahl des Direktoriums die Zustimmung der RBB-Gremien braucht. Weil die CDU sich bislang weitgehend konstruktiv am Fusionsprozess beteiligt hat, wird sie nun eine Gegenleistung verlangen. Da schon im Vorfeld Ansprüche bei der Besetzung verschiedener Posten erhoben wurden, könnten die Diskussionsprozesse hinter den Kulissen spannend werden, will sich Reim nicht parteipolitisch vereinnahmen lassen.

Kaum Zweifel bestehen daran, dass ein Teil der Amtsinhaber für ein Revirement nicht in Frage kommt. SFB-Hörfunkdirektor Jens Wendland etwa hat sich innerlich längst in die Wissenschaft verabschiedet. Auch Barbara Groth, einst mit Protektion des CDU-Patriarchen Klaus Landowsky zur SFB-Fernsehdirektorin avanciert, dürfte sich beruflich neu orientieren wollen.

Mehr Chancen auf ein weiteres Engagement in bisheriger Funktion werden dagegen der ORB-Hörfunkchefin Hannelore Steer und vor allem dem Brandenburger Fernsehdirektor Volker von der Heydt nachgesagt. Beide können darauf vertrauen, dass auch Brandenburger Interessen im künftigen RBB-Direktorium vertreten sein wollen. Zwar gilt der symphatische Kirchenmann von der Heydt ein wenig als amtsmüde und ambitionslos. Doch dank seines engagierten Sendeleiters Stephan Abarbanell hat das ORB-Fernsehen in den vorigen drei Jahren kontinuierliche Zuwächse erzielt und 2002 sogar das SFB-Fernsehen an Marktanteilen überholt. Hinzu kommt, dass das ORB-Fernsehen erfolgreich an seiner Reputation arbeitet. Die neue Reihe „Ostwind“ ist da nur ein Beispiel. Im Dokumentarbereich wurde der ORB mehrfach mit dem Grimmepreis ausgezeichnet.

Verantwortlich dafür ist ORB-Chefredakteur Johannes Unger, dem eine harte Konkurrenz mit seiner SFB-Kollegin Petra Lidschreiber um die Besetzung der Chefredaktion bevorsteht. Die ehemalige ARD-Korrespondentin hat Durchsetzungsvermögen bewiesen und das Politmagazin „Kontraste“ aus dem Schatten ihres Vorgängers Jürgen Engert geführt. RAINER BRAUN

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