Gezielt hingerichtet

Landgericht verurteilt 37-Jährigen wegen Totschlag zu zwölf Jahren Haft. Er hat seine Ex-Freundin erschossen

Der Stalker Ali U. muss für zwölf Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht verurteilte den 37-jährigen Kiez-Türsteher am Donnerstag wegen Totschlags, weil er am 26. März dieses Jahres seine Ex-Lebensgefährtin Aysin T. vor den Augen des gemeinsamen achtjährigen Sohnes Doganay mit fünf Schüssen getötet hatte. „Es war eine Hinrichtung“, sagt der Vorsitzende Richter Wolfgang Backen in der Urteilsbegründung.

Das Gericht folgt damit dem Votum der Staatsanwaltschaft. Ali U.s Verteidigerin Maike Otte, die ihren Mandanten stets als liebevollen fürsorglichen Vater dazustellen versuchte, hatte dagegen auf fünf Jahre Haft wegen Totschlags in einem minderschweren Fall plädiert. Ihrer Auffassung nach hatte U. in einem „affektähnlichen Zustand“ gehandelt. Hingegen hatte Nebenklagevertreterin Gabriele Heinecke, die Doganay sowie die beiden Brüder von Aysin T. vertritt, auf Mord plädiert. Heinecke ist der Überzeugung, dass Ali U., der monatelang die 33-jährige Ex-Freundin belästigt, mehrfach Morddrohungen gegen sie ausgestoßen und sechs Wochen vor der Tat schwer misshandelt hatte, das Verbrechen kaltblütig geplant habe. Er habe sie heimtückisch und aus niederen Beweggründen hingerichtet, da sie sich mit der Trennung von ihm seiner „dauerhaften Macht und Weisungen“ entzogen hatte.

Dem wollte das Gericht allerdings so nicht folgen. Nach Auffassung der Kammer habe U. an jenem Abend nach einem Streit zwar einerseits spontan gehandelt, anderseits tötete er die in Deutschland geborene Türkin „bewusst und gezielt“ aus nächster Nähe „aus Wut und verletztem Stolz“. Schwer wiegt für das Gericht, dass der Sohn die Tat mit ansehen musste. „Er hat das Kind dem Anblick seiner blutenden, von Kugeln durchsiebten Mutter ausgesetzt“, sagt Backen. Die Angehörigen des Opfers sind nach der Entscheidung enttäuscht. „Wir sind bestürzt über das Urteil“, sagt ein Ahmet T. „Es war Mord.“ MAGDA SCHNEIDER