Schlauer dank Krise

Finanzmärkte sind seit Asienkrise 1997 stabiler geworden. Im Vordergrund steht bei der G-7-Expertenrunde mittlerweile jedoch die Terrorfinanzierung

von HERMANNUS PFEIFFER

Im Vorab war die Tagesordnung top secret gehalten worden. Trotzdem war klar gewesen, dass sich das Forum für Finanzstabilität (FSF) auch mit dem Thema Irak-Krieg befassen würde. In der Einschätzung blieben die Spitzenbanker aber vage: „Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass die Weltwirtschaft nicht zu dem G7-Wachstumszenario zurückkehrt“, sagte FSF-Vorsitzender Andrew Crockett. Allerdings müssten sich „die Unsicherheiten durch den Krieg auflösen“.

Insgesamt scheinen die Finanzmärkte strapazierfähiger zu sein als nach dem 11. September befürchtet. Verantwortlich dafür ist auch das FSF, zu dem seit 1999 führende Repräsentanten nationaler Finanzinstitutionen aus 26 Ländern gehören, darunter IWF, Weltbank und die OECD.

Gegründet wurde das FSF als Reaktion auf die Asienkrise 1997/98. Die Bundesrepublik vertreten das Finanzministerium, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) sowie Bundesbank-Vizepräsident Jürgen Stark. Dieser hatte die Arbeit des Forums im Vorfeld gelobt. „Wir haben seit der Asienkrise in der Krisenvorbeugung erhebliche Fortschritte erzielt.“ Die Überwachung der Mitgliedstaaten durch den IWF sei effizienter geworden. Informationen würden rechtzeitiger zugänglich.

Als Erfolgsfaktor gelten die zwölf Schlüsselstandards, mit denen unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit globale Standards für Transparenz, solide Bilanzen und Kontrollen vor allem in Banken, Versicherungen und nationalen Finanzmärkten durchgesetzt werden sollen.

Dazu kommt der Kampf gegen die globale Geldwäsche und die Finanzierung des Terrorismus. Bereits das siebte Meeting vor einem Jahr in Hongkong hatte optimistisch „Fortschritte“ im Antiterrorkampf vermeldet. Im Mittelpunkt der Berliner Tagung sollte ursprünglich die dubiose Rolle der Ratingagenturen stehen.

Doch es gibt auch Zweifel an den Erfolgen des Financial Stability Forum. Die Standards reichten nicht weit genug, kritisiert etwa der Chemnitzer Finanzexperte Professor Friedrich Thießen. „Viele Finanzdienstleister und Banken haben sich aus dem Risiko rausgezogen.“ Dadurch erschienen die Finanzmärkte stabiler, als sie in Wirklichkeit seien. Letztlich trügen die Risiken nicht mehr Banken und Spekulanten, sondern Versicherungen, Fonds und private Anleger. Die Gefahren seien nur verlagert worden.

Ob der Irakkrieg obendrein eine Bewährungsprobe darstellt, hängt entscheidend von Verlauf und Länge der Kampfhandlungen ab. Ein kurzer Krieg würde die Finanzmärkte nicht nachhaltig belasten, im anderen Fall müssten „deutlich negative Rückwirkungen“ auf die Finanzmärkte befürchten werden – trotz besserer Standards.