Vogelgrippe in zehn Ländern

Geflügelpest fordert weitere Opfer. Experten fürchten, Virus könnte sich mit menschlichen Grippeerregern vermischen. Bund-Länder-Kommission will Notfallplan in Kürze vorstellen

BERLIN taz/dpa ■ Die in Asien grassierende Geflügelpest hat zwei weitere Menschen das Leben gekostet. Die Behörden in Vietnam gaben gestern bekannt, dass Tests bei einem verstorbenen 18-Jährigen eine Infektion mit dem Erreger H5N1 bestätigten. In Thailand starb ein 58-Jähriger an dem Grippeerreger, wie das Gesundheitsministerium in Bangkok mitteilte.

Damit ist die Zahl der bisher bekannt gewordenen Todesopfer auf zwölf gestiegen. Die Vogelgrippe ist mittlerweile in zehn asiatischen Ländern aufgetreten. Millionen Hühner wurden deshalb bereits getötet.

Die Weltgesundheitsorganisation untersucht unterdessen, ob inzwischen auch eine direkte Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch erfolgt ist: In Vietnam waren am Sonntag zwei Schwestern an der Krankheit gestorben, die sich bei ihrem Bruder angesteckt haben könnten. Experten fürchten, dass sich der Geflügelpesterreger dann mit menschlichen Viren mischen und das entstehende Supervirus eine Epidemie auslösen könnte. So sagt die grüne nordrhein-westfälische Agrarministerin Bärbel Höhn im Gespräch mit der taz: „Dann bekommt die Vogelgrippe eine ganz andere Dimension.“

Allerdings warnt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut in Berlin vor Panik: „Im Moment gibt es in Deutschland keine Gefahr.“ Und das Auswärtige Amt hält Reisen nach Asien noch „für unbedenklich“. Touristen können demnach fliegen, sollten den Kontakt mit lebendem Hühnern aber meiden. Das Tropeninstitut München empfahl Reisenden gestern zusätzlich eine Grippeimpfung. Die Lungenseuche Sars zeigte im vergangen Jahr, wie schnell eine Krankheit nach Europa eingeschleppt werden kann.

Deutschland ist derzeit gegen eine große Grippeepidemie nicht gerüstet. Allerdings will eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe in Kürze einen fast hundertseitigen Notfallplan an das Bundesgesundheitsministerium übergeben. Unter anderem soll darin geklärt werden, wie und an wen zuerst Medikamente verteilt und Impfstoffe für rund 20 Millionen besonders gefährdete Bürger entwickelt werden können. Darüber hinaus sollen Schutzmaßnahmen für Ärzte und Pfleger in Kliniken festgelegt werden. HG

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