Verdächtige Bankverbindungen

Im Parmalat-Skandal konzentrieren sich die Ermittler auf die Rolle der Geldinstitute. Während sich die Banker bisher selbst als Geschädigte präsentierten, sollen sie deutlich mehr Einblick in die Finanzen des Konzerns gehabt haben als bisher bekannt

AUS ROM MICHAEL BRAUN

Opfer oder Täter? – Bei den Ermittlungen zum Zusammenbruch des Nahrungsmittelkonzerns Parmalat geraten die Banken immer mehr ins Blickfeld: Sie selbst sehen sich als Betrogene im Milliardenschwindel. Die Staatsanwälte vermuten dagegen eine Mittäterschaft zahlreicher Bankmanager.

Wohl noch in dieser Woche werden mehrere Banker Ermittlungsbescheide der Staatsanwaltschaft Mailand erhalten. Als sicher gilt, dass gegen sie der Vorwurf der Beihilfe zu Börsenbetrug und Kursmanipulation erhoben wird – wenn nicht auch wegen Beihilfe zum betrügerischen Bankrott. Unter Verdacht stehen neben den großen italienischen Bankhäusern Capitalia und Banca Intesa die Bank of America, die den Milliardenschwindel im vergangenen Jahr aufdeckte, die Citigroup – aus ihren Reihen stammte einer der Finanzchefs von Parmalat – sowie die Deutsche Bank Italia. Deren Chef Vincenzo De Bustis war den Tanzis angeblich eng verbunden, und der fürs Investmentgeschäft zuständige Deutsch-Banker Massimo Armanini hatte von 1998 bis 2000 das Nordamerika-Geschäft der Parmalat geleitet.

Der Verdacht der Ermittler stützt sich aber nicht allein auf solch personelle Verbindungen. Die Staatsanwälte glauben Indizien zu haben, dass die Banken schon seit Jahren über die reale Situation der Parmalat – die über 14 Milliarden Euro Schulden aufhäufte – Bescheid wussten. Dennoch hätten sie aber Anlegern bis fast zuletzt ein rosiges Bild der Situation gemalt. Das wäre Beihilfe zum Börsenbetrug. Der Vorwurf richtet sich auch gegen die Wirtschaftsprüfer Deloitte Touche und Grand Thornton, die für Parmalat testierten. Beihilfe zum betrügerischen Bankrott würde daraus, wenn belegt würde, dass die Banken Anleihen auch platzierten, um ihrerseits die Verbindlichkeiten der Parmalat bei den Geldhäusern zu reduzieren.

Schon jetzt glaubt die Staatsanwaltschaft beweisen zu können, dass die Banken deutlich tiefere Einblicke in das Geschäftsgebaren Tanzis hatten als bisher zugegeben. So steht die Bank of America im Verdacht, interne Geschäfte zwischen diversen Parmalat-Tochterfirmen zugelassen zu haben, um die Konzernbilanz zu schönen. Die Citigroup soll von der Mehrfachbilanzierung von Krediten gewusst haben. Und die Deutsche Bank verkaufte den Großteil ihrer noch im November 2003 aufgestockten Parmalat-Beteiligung just am Tag des Kurs-Crashs.