Vogelgrippe bleibt Problem Asiens

Neuer Todesfall in Thailand. Dagegen bestätigt sich ein deutscher Verdachtsfall nicht. EU verlängert Importverbot

BERLIN/BANGKOK taz ■ Noch ist die Vogelgrippe nicht in Europa angekommen. Eine am Montag mit den – verdächtigen – Symptomen Übelkeit, Schwindel und Fieber in das Hamburger Tropeninstitut eingelieferte Frau ist offenbar nicht an der Seuche erkrankt. „Es ist an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Vogelgrippe“, sagte der Leiter des Hamburger Tropeninstituts, Gerd-Dieter Burchard, gestern.

Dagegen ist der Erreger H5N1 nun außer nach Thailand, Vietnam und China auch nach Indonesien gelangt. Wie die Behörden in Jakarta gestern mitteilten, ist dort allerdings noch kein Mensch an dem gefährlichen Virus erkrankt. Alle bisherigen Todesopfer in Asien waren nachweislich mit dieser aggressiven Variante der Vogelgrippe infiziert. Und erst gestern wieder gaben die thailändischen Behörden den Tod eines siebenjährigen Jungen bekannt. Damit stieg die Zahl der H5N1-Toten in Thailand und Vietnam auf offiziell 13, insgesamt 18 weitere Vogelgrippe-Verdachtsfälle sind bislang nicht bestätigt. Verwandte der Opfer lehnten finanzielle Entschädigungen der Regierung kategorisch ab, weil sie befürchten, sie wolle sich nur freikaufen: „Wie viele Kinder sollen denn noch sterben?“

Allerdings sind auch die ökonomischen Auswirkungen spürbar. Viele Kleinfarmer stehen vor dem Bankrott, und Experten schätzen, dass in der thailändischen Geflügelindustrie mindestens 200.000 Jobs verloren gingen. Durch den vom Ausland verhängten Importstopp, den die EU gestern bis zum 15. August verlängerte, werden noch rund 1.000 Container mit gefrorenem Huhn zurückerwartet. Dafür fehlen Lagerkapazitäten.

Laut Experten wurde der Erreger bislang nachweisbar nur von kranken Vögeln auf Menschen übertragen. Allerdings sind Untersuchungen zum Tod zweier Schwestern in Vietnam noch nicht abgeschlossen, die sich bei ihrem an einer Atemwegserkrankung verstorbenen Bruder angesteckt haben könnten. Sollte sich dies bestätigen, wäre es der erste Fall einer Übertragung von Mensch zu Mensch. Käme es dazu, könnte sich die Krankheit sehr viel schneller ausbreiten. Auch das für asiatisches Geflügelfleisch beschlossene Importverbot würde dann nicht mehr helfen. Das Auswärtige Amt hält trotz der Vogelgrippe Reisen in die betroffenen Länder für medizinisch unbedenklich.

Unterdessen haben sich gestern Fachleute der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Welternährungsorganisation (FAO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OEI) in Rom hinter verschlossenen Türen zu einer Krisensitzung über wirkungsvolle Methoden des Kampfs gegen die Epidemie eingefunden. Die Ergebnisse der Sitzung sollen morgen in Rom der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

MICHAEL SITTIG, NICOLA GLASS