Die WestLB hat Öl am Stecken

Streit um Pipeline durch Ecuadors Regenwald geht weiter. Im Landtag wirft Weltbank-Experte der WestLB vor, sie finanziere das Projekt ohne Rücksicht auf die Umwelt

DÜSSELDORF taz ■ Im Eine-Welt-Ausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags ging es gestern um Definitionen. Für viele Ecuadorianer geht es seit Mitte 2001 um die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Denn vom Regenwald im Osten bis an die Pazifikküste im Westen Ecuadors schlängelt sich bald eine 500 Kilometer lange Pipeline, die Öl zum Hafen Esmeraldas führen soll. Ob dabei die Sozial- und Umweltstandards der landeseigenen Weltbank eingehalten werden, darüber streiten seit Monaten Umweltorganisationen und die Westdeutsche Landesbank (West LB), die das Projekt mit rund einer Milliarde Euro finanziert.

Nicht nur Umweltorganisationen, auch der Autor der Weltbank-Kriterien selbst wirft dem Bauherrn OCP (Oleoducto de Crudos Pesados) vor, die Standards beim Bau der Pipeline nicht einzuhalten, und fordert von der WestLB, ihre Verträge mit OCP zu lösen. Robert Goodland, der 25 Jahre bei der Weltbank als Umweltexperte tätig war, reiste extra aus Kanada nach Düsseldorf, um Verbesserungsvorschläge zu präsentieren: Die Bank solle eine Abteilung für Sozial- und Umweltfragen einrichten, die Richtlinien für die Auswahl und Überwachung von Projekten erarbeitet. Beim Pipelinebau müssten die Einhaltung der Menschenrechte, soziale Fragen und die Trassenführung neu geprüft und gegebenenfalls verändert werden, so Goodland.

Vom Verhalten der WestLB sei er „sehr überrascht“, sagte der pensionierte Umweltexperte. Die OCP verhalte sich als Firma in einem „schmutzigen Geschäft“ wie erwartet und auch die ecuadorianische Regierung handle „wie erwartet schwach“. Nur die WestLB zeige nicht die Performance einer „modernen Bank in einem modernen Land“. Stattdessen verfolge sie eine „steinzeitliche“ Geschäftspolitik, die ihr auch in Zukunft schaden könne.

Der von der WestLB bestellte Gegengutachter Stone & Webster versuchte, den Ausschuss vom Gegenteil zu überzeugen: Die Standards würden sehr wohl eingehalten. Der Ausschuss hatte sich bis Redaktionsschluss nicht auf eine einheitliche Position geeinigt. Vertreter von Grünen und CDU hatten vor der Ausschusssitzung angegeben, Goodlands Vortrag habe sehr überzeugend auf sie gewirkt. Stefan Berger, CDU-Sprecher im Eine-Welt-Ausschuss, hofft, dass die WestLB aus der Geschichte „ihre Lehren zieht“ und „künftig auch kritische Elemente zeitnah einbezieht“. Bis September soll die Pipeline fertig sein. Doch für die Umweltschützer ist der Protest damit nicht vorüber. „Urgewald“-Mitarbeiterin Heffa Schücking: „Die Finanziers tragen die Verantwortung für die Folgeschäden der schlampig gebauten Pipeline.“ SEBASTIAN SEDLMAYR