Das Wort „Disziplin“ ist populär

Das Puck-Duell zwischen den Eisbären und den Krefeld Pinguinen geht in die Verlängerung: Die Pinguine verloren am Freitag – und gewannen gestern

Die Berliner Eisbären haben zurzeit ein neues Lieblingswort: Disziplin. Disziplin und das Vermeiden von Strafzeiten sei das Wichtigste, um gegen die Krefeld Pinguine in den Play-off-Halbfinalen erfolgreich zu sein, hörte man von Trainer Pierre Pagé vor dem ersten Spiel der Best-of-five-Serie immer wieder. Auch in seinen Statements nach den Spielen wiederholt Pagé das Wort „Disziplin“ gebetsmühlenartig. Inzwischen hat der Frankokanadier selbst den Spielern eingetrichtert, worauf es ankommt, etwa dem Stürmer Sven Felski: „Wir haben uns sehr diszipliniert verhalten und von daher verdient gewonnen“, sagte das Eisbären-Urgestein nach dem 4:1 im ersten Halbfinale am Freitag. Gestern aber schafften die Pinguine mit einem 4:2 (1:1, 2:0, 1:1)-Heimsieg gegen Vorrundensieger Berlin den Ausgleich und erzwangen damit ein zweites Heimspiel.

Felski ist einer von drei Spielern, die schon bei der letzten Halbfinalteilnahme der Eisbären vor vier Jahren auf dem Eis standen. Den 28-Jährigen ziert in diesen Tagen schon wieder ein ganz beachtlicher Play-off-Bart, den er vermutlich noch etwas wuchern lassen kann. „Wir haben in diesem Jahr eine gute Mischung aus sehr schnellen und sehr erfahrenen Spielern. Unser Spielsystem passt einfach zu den Spielern, die gekauft worden sind“, erklärt Felski den Unterschied zu 1999. Ein weiterer Pluspunkt: Das gesamte Umfeld der Mannschaft arbeite sehr professionell. „Jeder Teil des Vereins trägt dazu bei. Die Jungs und Mädels aus der Geschäftsstelle, der Pressesprecher und alle, die dazugehören, machen ihren Job. Und wir versuchen, unser Bestes auf dem Eis zu geben“, stellt der Stürmer fest.

Das Beste ist momentan fast gut genug. Das haben zumindest die bisherigen Partien gegen die am Freitag noch eher harmlosen und läuferisch unterlegenen Krefelder bewiesen. Den Pinguinen fehlten in der Halbfinalserie bisher die Kraft und die Spritzigkeit, die sie noch im Viertelfinale gegen Düsseldorf ausgezeichnet hatten. Auch das gefürchtete Überzahlspiel der Pinguine zeigte bis gestern nicht mehr den durchschlagenden Erfolg. Die 5.000 Eisbärenfans im Wellblechpalast sahen es am Freitag mit Genugtuung, wenn ihre in Unterzahl spielende Mannschaft immer wieder den Puck aus dem eigenen Drittel herausbrachte. Jeder Befreiungsschlag wurde frenetisch gefeiert.

Nach den 52 Spielen der Vorrunde standen die Eisbären ganz vorne. Dass die Mannschaft auch am Saisonende den Platz an der Sonne einnehmen könnte, dafür spricht momentan einiges: Das Team schoss bisher auch in den Play-offs reichlich Tore. Hinzu kamen gute Leistungen der Verteidiger. Torwart Richard Shulmistra, nach zwei schwachen Viertelfinal-Spielen in die Kritik geraten, zeigt nun, warum ihm sein Trainer wie im Vorjahr in der entscheidenden Phase der Saison vertraut. Fast zärtlich hatte Pagé dem 31-Jährigen im Vorfeld seine Treue geschworen. „Man sollte ja auch nicht in jedem Jahr seine angetraute Ehefrau wechseln“, meinte der Frankokanadier. Beim 4:1-Sieg am Freitag hätte ein guter Shulmistra beinahe zum zweiten Mal hintereinander sein Tor sauber gehalten. Erst in der vorletzten Spielminute kullerte der Puck über die Torlinie, obwohl Shulmistra ihn eigentlich schon gehalten hatte. Das fünfte Shut-out der laufenden Saison war dahin.

Aber nicht die rund 800 mitgereisten Krefelder Fans freuten sich am meisten über den Ehrentreffer ihrer Mannschaft, sondern der Eisbären-Trainer. Pierre Pagé empfand das Tor als wichtig für den weiteren Verlauf der Halbfinalserie, ein Warnschuss zur rechten Zeit, der zeige, dass man sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen sollte. Auch Sven Felski wusste mit Blick auf dieweiteren Spiele: „Das wird mit Sicherheit noch ein hartes Stück Arbeit.“ MARTIN GROPP