Knarre im Schaufenster

GAL will Selbstverpflichtung des Einzelhandels, Gas- und Schreckschusswaffen aus dem Sortiment zu nehmen. Damit werden Raubüberfälle begangen. Senat soll aktiv werden

Gas- und Schreckschusswaffen, fordert die GAL-Fraktion, sollen nur noch in Spezialgeschäften und auch nur nach Vorlage eines „kleinen Waffenscheines“ verkauft werden. Gestern appellierte die Fraktion an den Senat, sich bei den Hamburger Wirtschaftsverbänden für eine Selbstverpflichtung des Einzelhandels einzusetzen, Waffen aus den Schaufenstern und der Auslage zu nehmen.

Das neue Waffengesetz, das heute in Kraft tritt, schreibt bereits eine namentliche Registrierung des Käufers beim Erwerb einer Schusswaffe vor. Der GAL aber geht das nicht weit genug. „Die Waffen für Raubüberfälle können im Lottoladen nebenan gekauft werden“, sagte gestern der innenpolitische Sprecher Manfred Mahr: „Ein unhaltbarer Zustand.“

Nach Schätzungen der Gewerkschaft der Polizei sind in Hamburg rund 200.000 erlaubnisfreie Waffen in Umlauf. Die werden unter anderem in Lottoannahmestellen und Zigarettenläden verkauft, einzige Voraussetzung: Die KundInnen müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Laut Mahr aber wird die Gefährlichkeit dieser Waffen unterschätzt: Der Rechtsmediziner Klaus Püschel hat 1999 in einer Studie festgestellt, dass es bei Körperverletzungsdelikten mit Gas- und Schreckschusspistolen zu schwersten Kopfverletzungen kam. Schon der Bestiz einer solchen Waffe berge die Gefahr in sich, sie auch zu benutzen – zumeist, um andere damit zu bedrohen. „Mit solchen Waffen“, so Mahr, „wird die Mehrzahl der Raubüberfälle verübt.“

Insoweit, so der GAL-Abgeordnete Jens Kerstan, habe der Einzelhandel auch ein eigenes Interesse daran, Waffen aus dem Sortiment zu verbannen: Auch die BesitzerInnen und VerkäuferInnen in Geschäften würden bei Überfällen mit solchen Pistolen bedroht. Er erwarte, dass der Senat deshalb mit der Handelskammer und Handelsverbänden in Gespräche über eine Selbstverpflichtung tritt. „Wenn der Senat sein eigenes Regierungsprogramm ernst nimmt, in dem er sich öffentliche Sicherheit auf die Fahnen geschrieben hat“, ergänzt Mahr, „kommt er an einer solchen Kampagne nicht vorbei.“ ELKE SPANNER