Seht, da isser!

Allein mit Kind im schicken All-inclusive-Club mit Familienglück

Im Januar gebucht, in den Herbstferein angetreten. Pauschalreisen wollen früh überlegt sein. Diese Art von früher Festlegung fordert ihren Tribut. Kurz vor Reisenbeginn sagt mein Mann ab, zumindetens für die erste Woche. Aber gebucht ist gebucht. Ich fahre mit meinem Sohn allein ins All-inclusive-Paradies. Angekommen. Ausgepackt – Zimmer schön, Strand schön, doch schon beim ersten Essen im Restaurant fühle ich mich begutachtet. Klar, wir sind ja die Neuen. Aber sind diese Blicke nicht anders, irgendwie abschätzig, mitleidig? Ich schaue mich an: Dresscode stimmt. Dann wird mir klar: Wir sind zu zweit allein. Um uns herum sitzen die Gäste an 4er-, 5er-, 6er-Tischen, in geschlossenem Familienverband. Machmal auch als Großsippe mit Oma und Opa. Ein Blick durchs Restaurant beweist: Es gibt keine 2er-Tische.

Dieser All-inclusive-Schuppen bietet alles, nur keine Alleinreisenden. Wir sind hier nicht irgendwo am Mittelmeer, sondern mitten im heiligen, deutschen Familienidyll, und da kommen solche wie wir einfach nicht vor. Der Rest der Woche bestätigt den ersten Eindruck. Bissige Kommentare – „Nein, diese Liege ist für meinen Mann“ – bis mitleidige Hochachtung – „Dass Sie sich dieses Hotel leisten können!“ – überwiegen.

Und dann, nach einer Woche, war er wieder da, und ich stolziere durchs Hotel: Seht, da isser!!

FRAUKE SCHIRMBECK