Das Gotteswerk sucht einen Standort

Die katholisch-autoritäre Laienvereinigung „Opus Dei“ will im Berliner Einzugsgebiet ein Jungengymnasium gründen

Als „heilige Mafia“ und konservative Eliteorganisation beschreiben Kritiker die 1928 in Spanien entstandene katholische Laienvereinigung Opus Dei. Ihr Gründer, Josemaría Escrivá, war ein Freund Francos und wurde 2002 in Rekordzeit heilig gesprochen. Jetzt will das „Gotteswerk“ in der Nähe von Potsdam ein Jungengymnasium gründen.

„Die Initiative geht in der Hauptsache von den Eltern aus,“ sagt Horst Hennert, Geschäftsführer der „Fördergemeinschaft Schulen in freier Trägerschaft“ in Berlin und Opus-Dei-Mitglied. Zahlreiche aus Westdeutschland zugezogene Eltern hätten für ihre Kinder keine „akzeptablen“ religiös geprägten Schulen gefunden und wollten deshalb eine Bildungsstätte nach Vorbild des Mädchengymnasiums von Opus Dei im rheinischen Jülich gründen. Die Schülerseelsorge sollen Priester des „Gotteswerks“ übernehmen.

Darauf reagiert das Erzbistum Berlin distanziert: „Wir werden weder werben noch warnen“, sagt Sprecher Andreas Herzig. Initiativen zur Gründung christlich geprägter Schulen seien begrüßenswert, das Bistum setze aber auf Koedukation. Finanzielle Unterstützung sei ausgeschlossen und „katholisch“ dürften sich ohnehin nur Einrichtungen des Erzbistums nennen.

Vorwürfe, das „Werk“ wolle unerkannt Schaltstellen der Macht besetzen, weist Horst Hennert zurück: „Das Opus Dei hat keine Ideologie.“ Mitglieder müssten sich durch ihren Alltag „heiligen“. Grundlage des Handelns sei die freie Entscheidung.

Den Druck dahinter hat der Münchner Michael Lehner kennen gelernt. Mit 16 Jahren wurde er zölibatärer „Numerarier“, als 24-Jähriger verließ er das Opus Dei. In einem Erfahrungsbericht schildert er die Pflicht zur Unterordnung, zum Verzicht auf Privatsphäre, zur Offenlegung aller Gedanken. Er berichtet von verbotenen Büchern. Und er erzählt, wie er von der deutschen Opus-Dei-Zentrale zum Lehramtsstudium gedrängt wurde, um in einer noch zu gründenden Jungenschule in München oder Berlin unterrichten zu können.

Nachdem Berlins Senat eine schnelle Förderung ausgeschlossen und 7 Jahre Wartezeit bis zur Gewährung von Zuschüssen angekündigt hat, suchen die derzeit 15 Familien einen Standort im Umland. Wenn die Gründung einer Stiftung nach Plan laufe, könne der Betrieb 2005 mit einer 7. Klasse starten, sagt Hennert.

YVONNE JENNERHAHN/EPD