kommentar: Der Fußball gibt sich elitär
: Die Fans in der Röhre

Die Datei „Gewalttäter Sport“ des Landeskriminalamtes verstößt gegen den Datenschutz. Über 4.000 Fußball-Fans sind in der Datei gespeichert – teilweise ohne Wissen der Betroffenen. Die Daten werden rechtswidrig an Bundesligavereine weitergegeben. Bundesweite Stadionverbote sind die Folge. Und: Widerspruch ist zwecklos.

Die Landesregierung verweist zur Rechtfertigung auf die Gewaltbereitschaft vieler Fußball-Fans. Und sicher spielt Gewalt bei Fußballspielen immer noch eine Rolle. Doch rechtfertigt diese Tatsache nicht die ausufernde Registrierung und Kriminalisierung der Stadionbesucher. Das Ziel ist dabei klar: Jugendliche „Krawallmacher“ sollen raus aus dem Stadion. Vereine und Verbände wollen lieber ein zahlungskräftiges Publikum, um Sponsoren zu anzulocken. Die Ware Fußball soll möglichst zum Höchstpreis verkauft werden.

Singende oder zündelnde Fans stören bei der nur bei der kommerziellen Mehrfachverwertung des ehemaligen Breitensports. So ist es nicht verwunderlich, dass im Vorfeld der Fußball-WM 2006 besonders hart durchgegriffen wird. Deutschland will sich als sympathisches vor allem aber sicheres Gastgeberland präsentieren.

Zu der polizeilichen Selektion gesellt sich dabei auch die finanzielle. Tickets werden erst ab 40 Euro aufwärts angeboten. Die Verantwortlichen des Weltfußballverbandes FIFA wollen lieber unter Ihresgleichen feiern. Auf Kosten der Persönlichkeitsrechte. Die Fans schauen in die Röhre. Die Stimmung kommt dann aus den Boxen. HOLGER PAULER