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: Die Wahrheit über Lara Croft und was sie für einen schlimmen Einfluss auf junge Mädchen ausübt

Die Gangs von Berlin

Und wieder erreicht uns eine Nachricht sinnloser Gewalt, dieses Mal aber sozusagen direkt vor unserer „eigenen Tür“. Die Rede ist von fiesen Mädchen, die am vergangenen Dienstag am Potsdamer Platz zwei andere Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren brutal überfielen und ausraubten. Sie erbeuteten Handtaschen, Mützen, Armbänder und einen MP3-Player. Dass die Täterinnen jünger als ihre Opfer waren, könnte dabei als weiteres Indiz für die These sprechen, dass die Achtung vor dem Alter proportional zur Jugend der Täter abnimmt. Doch noch ist nichts Genaues bekannt.

Fest steht bislang nur: Immer mehr Mädchen rotten sich zu Banden zusammen und ziehen raubend durch die Stadt. Dabei handelt es sich nicht selten um Mädchen, die noch nicht einmal strafmündig sind; Mädchen, die trotz ihrer Jugend bereits eine nachhaltige sittliche Verrohung aufweisen; Mädchen, die schon frühzeitig eine Laufbahn anstreben, in der Schulnoten und Ausbildungsverordnungen keine Rolle spielen, deren Perspektiven aber glänzend sind: Der Lohn richtet sich weitgehend nach dem persönlichen Einsatz, die Arbeitszeiten sind gleitend und die täglichen Aufgaben werden eigenverantwortlich ausgeführt. Das Berufsbild des Gauners ist damit gewissermaßen modern. Doch auf dem freien Markt für Gauner herrscht erbitterte Konkurrenz, weshalb kleinkriminelle Mädchen neuerdings zu Mitteln greifen, vor denen selbst ihre männlichen Kollegen aus Gründen der Furcht oder des Anstands noch zurückschrecken. Jungs boxen, schlagen und treten, sie bedrohen mit Messern und Baseballschlägern und Knarren, doch Mädchen kneifen, kratzen und ziehen an den Haaren. Das ist unsportlich und wird mit Sorge beobachtet.

Doch wie ist die Gewaltbereitschaft fieser Mädchen zu erklären? Während Experten ohnehin eine zunehmende Brutalisierung der Gesellschaft beklagen, halten manche auch negative Vorbilder für entscheidend. Zum Beispiel Filme wie „Lara Croft“. Ralf Schieweck, Leiter der Waldenburg-Hauptschule Schöneberg, gibt in der Berliner Zeitung vom Donnerstag zu Bedenken, dass Lara Croft ihre Interessen oftmals auch gewaltsam durchsetze, was sich ungünstig auf die Wertvorstellung heranwachsender Mädchen auswirken könne.

Um die Tragweite seines Gedankengangs nachvollziehen zu können, ist es ratsam, sich noch einmal Lara Crofts Wesen und Wirken zu erinnern. Lara Croft ist die Tochter von Lord Croft, einem Archäologen, der zu wenig Zeit mit seiner Tochter verbrachte und dann starb. Lara hat seinen Tod nie verkraftet. Einsam lebt sie seither mit Diener und technischem Berater in einem englischen Anwesen, das so aussieht, wie sich fiebrige amerikanische Teenager europäische Schlösser vorstellen. Obwohl Laras Esszimmer so groß ist, dass man ganz Belgien mühelos darin unterbringen könnte, ist sie nicht zufrieden. Offiziell arbeitet sie als Fotografin, zum Freizeitspaß räubert sie in alten Gräbern. Dabei entdeckt sie ständig tolle und gefährliche Sachen, die Gefahr und Zeitdruck bedeuten. Sie ist ständig auf Mission. Sie kennt keine Furcht und kann selbst außer Rand und Band geratene Hindu-Gottheiten das Fürchten lehren, ohne dass ihr hinterher eine Schweißperle auf der Stirn steht. So gesehen sind die Parallelen natürlich immens. Es soll niemand sagen, man habe es nicht gewusst. HARALD PETERS