Politiker sind wie nervige Mütter

Schreiben, Proben, Spielen: Beim Asta-Kulturkursprogramm machen Studierende ihr eigenes Theater. Im Angebot sind sogar Übungskurse für die Schauspielschule. Großes Pulp-Fiction-Musical im Audimax für den Sommer geplant

von LENA GORELIK

„Du musst ernst bleiben in dieser Szene, Peggy“, sagt Alexander Meckelburg. „Das braucht Haltung. Die ganze Szene noch einmal.“ Also noch einmal zurück und von vorne. Peggy nähert sich den drei Mädchen, die nebeneinander sitzen, und stimmt „Danke für diesen guten Morgen“ an. Die drei springen auf, singen brav mit. Federico García Lorcas „Bernada Albas Haus“ wird am 27. April im Rahmen des Asta-Kulturprogramms im Monsun Theater aufgeführt.

Geprobt wird im Asta-Sitzungssaal, von Kostümen oder Requisiten ist bislang nichts zu sehen. „Das Thema ist Unterdrückung und passt sehr gut in unsere Gesellschaft. Auch im Zusammenhang mit den Veränderungen, die an der Uni durchgeführt werden sollen“, erklärt Regisseur Alexander Meckelburg: „Bildungspolitiker bestimmen über Studenten. Eine Mutter bestimmt über ihre Töchter.“

Der Asta bietet in jedem Semester eine breite Palette von Kursen an. Von „Klamotten selber nähen“ über „Asiatisch kochen“ bis hin zu „Richtig lernen“ gibt es insgesamt 65 Angebote, teils von Dozenten und teils von Studenten geleitet. Theaterkurse sind gleich mehrere dabei. „Im vergangenen Semester waren es besonders viele, weil wir uns auf unser Musical vorbereiten“, erzählt Meckelburg. Pulp Fiction ist das große kursübergreifende Projekt der Asta-Kultur. Das Musical soll mit 35 Leuten auf die Bühne gebracht werden. „Weil das Audimax renoviert wird, mussten wir die Proben verlegen. Aber noch im Sommersemester werden wir damit anfangen“, berichtet der 25-Jährige, der zusammen mit Falk Hocquél das Drehbuch des Kultfilms zum Stück umschrieb. „Natürlich können wir uns nicht mit dem Film messen“, sagt Meckelburg. Das Musical solle eine Interpretation des Films und anderer Filme von Kultregisseur Quentin Tarantino sein. Als Vorbereitung wurde das ganze Wintersemester über Tanzen, Singen und Schauspielern geübt. Auch Kurse wie „Die Drehbücher der Tarantino-Filme“ konnte man belegen.

Weil die Musical-Proben nun ausfielen, sich die jungen Darsteller aber schon die Semesterferien freigehalten hatten, musste ein Ersatz her. Und weil Falk Hocquél ein ausschließlich mit Männern besetztes Stück („Unter Aufsicht“) probt, hat sich Alexander Meckelburg nach einem reinen Frauenstück umgesehen. Da ist ihm „Bernada Albas Haus“ in die Hände gefallen. „Meine Mädels“, sagt er, wenn er von seiner Truppe spricht oder „die Schwestern“. Auch hier war Umarbeitung nötig: Er hat alte Erziehungsratgeber ausgegraben und Textpassagen in Lorcas Stück eingebaut.

Ob die Theaterkurse im Rahmen des Kulturkursprogramms was taugen? „Wir haben viele gute Leute“, erzählt der junge Regisseur. „Viele bewerben sich an Schauspielschulen, wir haben sogar dafür eingerichtete Übungskurse.“ Und fügt hinzu: „Meine Mädels sind schon sehr gut.“

Noch einmal muss Peggy von vorne anfangen, noch einmal singen die Mädels „Danke für diesen Guten Morgen“. Im Sitzungssaal steht ein altes Sofa, zusammengeräumte Stühle, Tische, eine Tafel, Asta-Plakate an den Wänden. Alexander Meckelburg sitzt auf der Couchund schaut „den Schwestern“ zu. „Das war sehr gut. Ich werde diese Stelle umschreiben, damit ihr mehr Text bekommt.“