Neue Wettkampfkultur

In Vorbereitung auf die olympischen Spiele 2012 wollen sich Hamburgs Hochschulen besonders um Spitzensportler bemühen. Studium und Training sollen harmonieren. Mehr Leistungssport auf dem Campus

von OKE GÖTTLICH

Was so eine Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 nicht alles bewerkstelligen kann. Mit Freude, wenn auch immer noch überrascht, berichtet der Leiter des Hochschulsports, Thomas Beyer, von dem Zusammenschluss aller Hamburger Hochschulen für das neueste Projekt: Die „Partnerhochschulen des Spitzensports in Hamburg“ werden sich von diesem Semester an mit Hilfe des Studentenwerks, des Hamburger Sportbundes, des Olympiastützpunktes und der Bewerbergesellschaft Hamburg für Spiele 2012 besonders um die studierenden SpitzensportlerInnen bemühen.

Eine bislang selten anzutreffende Einigkeit zwischen den Institutionen. Bislang seien um die 30 bis 40 Studierende betroffen, die künftig mit Hilfe eines Spitzensportvertrages einen „Nachteilsausgleich“ erfahren sollen, wie es Beyer nennt. Neben einem Mentorensystem, das den häufig mehr als 30 Stunden in der Woche trainierenden SportlerInnen von Beginn ihrer studentischen Laufbahn an die Orientierung durch den Hochschuldschungel weisen soll, stellt das Studentenwerk fünf Wohnheimplätze zur Verfügung. Und der Olympiastützpunkt hilft mit der Laufbahnberatung.

„Es geht hier nicht um die Entmündigung der Spitzensportler“, sagt Thomas Beyer. „Die Erfahrungen der Vergangenheit haben aber gezeigt, dass zwischen Spitzensportlern und Hochschulen eine flexiblere Handhabung vonnöten ist.“ Eine dem Training angepasste Terminplanung sei ein zentraler Punkt, so Beyer. Dafür wird von der Hamburger Olympiabewerbergesellschaft ein Mitarbeiter finanziert, der ab diesem Sommersemester dem Verhältnis zwischen dem braun gebrannten Beachvolleyballer (der zur Saisonvorbereitung mehrere Wochen im südlichen Ausland verbracht hat) und dem wintererbleichten Dozenten auf die Sprünge helfen soll, um Klausurtermine den Saisonvorbereitungen der Kaderathleten anzupassen.

Ein Verständnisproblem, das ebenso vermittelt werden soll, wie der sanfte Paradigmenwechsel des Hochschulsports. War der Sport in den 80er Jahren bestenfalls unter dem Begriff „Breitensport“ an der Universität akzeptiert, erkennt Beyer nun „eine neue Offenheit für Leistungs- und Wettkampfsport“. Die Uni soll nicht gleich zur Leistungsakademie mutieren. Stattdessen werden neue Formen von Wettkampf erprobt. So bieten die Hochschulen beispielsweise einen gemischtgeschlechtlichen Fechtkurs an. Undenkbar für die Verfechter traditioneller Werte innerhalb der Fechtverbände.

Ebenso erhofft sich Beyer durch das neue Angebot eine repräsentative Vertretung der Hochschule durch die SpitzensportlerInnen. „Der Spitzensportvertrag beruht auf Gegenseitigkeit. Wir bieten ja nicht nur Hilfe an, sondern abseits der Bundeswehr-Sportfördergruppe auch karrierefördernde Möglichkeiten am attraktiven Standort Hamburg“, stimmt Beyer den um Olympia werbenden Tenor an. „Dafür sollen uns die SportlerInnen in der Wettkampfgemeinschaft der Hochschule und einigen außersportlichen Terminen vertreten.“

Die Farben dieser WG Hamburg können in diesem Jahr noch bei vier Deutschen Hochschulmeisterschaften (DHM) vertreten werden, die in Hamburg stattfinden: Vom 23. bis 25. Mai findet die DHM Mountain-Biking statt, im Juli wird der DHM Inline-Skating Marathon ausgeskatet. Am 31. August versammeln sich Studierende zum 10-Kilometer-Straßenlauf. Und im September werden die besten TriathletInnen in Hamburg ermittelt.

Für diese Veranstaltungen werden übrigens nicht nur SpitzensportlerInnen gesucht. Ambitionierte Bewegungsfreudige können sich im Hochschulsportbüro über die Teilnahme informieren. Talente können immer entdeckt werden, wie das Beispiel des 400-Meter-Läufers Ingo Schultz zeigt.