Die Campus-Kita

Wenn Papa und Mama Studium machen: Die Kinderkiste bietet flexible Betreuung ab einem Euro die Stunde

von ELKE RICHEL

Jasper ist vier und will „Rot“, denn auf dem Stoffbeutel und auf seinen Händen sind die grünen, gelben und blauen Kleckse schon gleichmäßig verteilt. Aber die begehrte Farbflasche hat Oscar und tupft damit in aller Seelenruhe Punkte auf seine eigene Tasche.

Wer selbst Kinder hat, weiß, dass solche Konflikte aus den Kleinen mitunter tobende Monster machen. Angelika Löffler beobachtet die Szene und hält sich zurück. Zum Konzept der „Kinderkiste“ gehört, dass Kinder streiten lernen. „Wir legen viel Wert darauf, dass sie sich behaupten, aber auch die anderen Kinder respektieren.“ Also erklärt Jasper seinem dreijährigen Kumpel geduldig, dass er doch zuerst die gelbe Farbe nehmen könne. Oscar scheint sich die Sache immerhin zu überlegen.

Rund zehn Prozent aller Studenten haben Kinder. Vor fünf Jahren entstand deshalb die Idee einer alternativen Betreuungseinrichtung in unmittelbarer Nähe des Uni-Campus. Um Klausuren und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen, brauchen die jungen Eltern eine Kita, die ihre Kids auch mal spontan für die kurze Zeit eines Bibliotheksbesuches beschäftigt. „Das flexible Betreuungssystem ist eine unserer Stärken“, erklärt Kita-Leiterin Löffler. „Die Eltern können ihre Kinder entweder stundenweise zu uns bringen oder bis zu 20 Stunden pro Woche.“ Die individuellen Zeiten werden zu Semesterbeginn mit den Eltern besprochen und so bleibt die kurzzeitige Unterbringung eines Kindes erfahrungsgemäß die Ausnahme.

HWP-Studentin Ivonne Landrath ist von diesem Konzept begeistert. Sie hat das Haus an der Johnsallee mit den alten Bäumen im Hof schon mehrmals von außen besichtigt, aber heute will sie „Nägel mit Köpfen“ machen und hat ihren Sohn gleich mitgebracht. Der 27-Jährigen kommt es sehr entgegen, dass sie Kenith erstmal für einige Stunden zur Eingewöhnung bringen darf. Die allerdings scheint der Fünfjährige gar nicht zu brauchen, denn er verschwindet mit Maria sofort in der Holzhütte „Villa Kunterbunt“ auf dem Hof, um den Dreirad-Fuhrpark zu begutachten.

Für die Betreuung muss Ivone Landrath nicht allzu tief in die Tasche greifen: Die Nutzungspauschale liegt zwischen 16 und 21 Euro im Monat. Wer sein Kind nur selten in die Einrichtung bringt, zahlt einen Euro pro Stunde. „Diese Preise können wir nur halten, weil uns das Haus vom Studentenwerk mietfrei zur Verfügung gestellt wird und das Amt für soziale Dienste die Gehälter bezahlt“, erklärt die gelernte Erzieherin.

Die Kids machen sich darüber keine Gedanken, wenn sie zwischen den alten Bäumen auf der Schaukel toben. Sie sind in der „Kinderkiste“ gut aufgehoben, wenn Mama und Papa „Studium machen“ wie Elisa (3) erklärt.

ELKE RICHEL

„Kinderkiste“, Johnsallee 68 , ☎ 45 03 65 46