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: Andalusien

Mit 2.000 Büchern, kaum Geld und dem festen Willen, der englischen Mittelklasse zu entkommen, schiffte sich Gerald Brenan am 25. September 1919 nach La Coruña ein. Er war auf der Suche nach einem billigen Haus, in dem er möglichst lange von der Abfindung der britischen Armee leben und seinem Drang nach Bildung nachkommen konnte. Er lässt sich in den Alpujarras im Dorf Yegen nieder. „Ich bin nicht imstande, in wenigen Worten dieses besondere Gefühl der Ergebung und der Freude auszudrücken, das dieses Dorf mit seiner Lebensart und auch dieses gelbe, ochsenhäutige Land mir gab“, schreibt Brenan in seinen Erinnerungen, die Fernando Colomo im vergangenen Jahr verfilmt hat.

Die Alpujarras waren zu der Zeit eine der allerärmsten Gegenden im armen Andalusien. So erzählt Brenan in „South from Granada“ (dt. Ausgabe: „Südlich von Granada“, Jenior & Pressler, Kassel), dass eine der Huren des Dorfs zwei Eier für ihre Dienstleistung verlangte.

Einer der bekanntesten Briten im Süden von Granada ist Chris Stewart, der ehemalige Gitarrist von Genesis. Sein Leben als Bauer unter andalusischen Bauern hat er in dem Buch „Unter den Zitronenbäumen“ (Goldmann) beschrieben.

Die Konkurrenz unter den Reiseführern über Andalusien ist groß, aber nur wenigen Autoren gelingt es, ohne Pathos und Plattitüden über die Region zu schreiben. Eine rühmliche Ausnahme ist der Band „Andalusien“ in der Reihe Richtig Reisen von DuMont. Autor Hans-Peter Burmeister kennt das Land und schreibt informativ, klar und unterhaltsam.

Wem Andalusien spanisch vorkommt, dem sei der kürzlich bei Piper erschienene Band „Gebrauchsanweisung für Spanien“ von Paul Ingendaay empfohlen. Von dem Buch des FAZ- Kulturkorrespondenten in Madrid war sogar die spanische Tageszeitung El País begeistert, die den spanischen Charakter und die Eigenheiten des Landes treffend beschrieben fand.

Den hohen Anspruch erreicht die in derselben Reihe herausgekommene „Gebrauchsanweisung für Andalusien“ nicht. Autor Nikolaus Nützel hat bei seiner Andalusienrundfahrt offenbar keinen Zugang zu Land, Kultur und Menschen gefunden, bildet sich dies aber bedauerlicherweise ein. Nützel sitzt seinen Klischees auf und breitet sie selbstverliebt aus.

Mit tiefem Verständnis für Andalusien hingegen hat Harald Irnberger die „Andalusischen Arabesken“ in der neuen Reihe Literarische Streifzüge von Artemis & Winkler zusammengestellt. Er versammelt die Klassiker der spanischen Literatur wie Federico García Lorca oder Miguel de Cervantes, gibt den Modernen wie Antonio Gala und Juan Goytisolo Raum und flicht Beobachtungen von Hemingway, Nooteboom, Heine und Rilke geschickt zu einem spannenden literarischem Porträt des Landes.

In die Zeit des maurischen al-Andalus versetzen die Literarischen Reisebilder von Klett-Cotta, die unter dem Titel „Andalusien“ herausgekommen sind. Wer sich für Geschichte und die Poesie und Philosophie der islamischen Denker im mittelalterlichen Spanien interessiert, wird mit dem Band umfangreich informiert.

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