Haiti: Rebellen jagen die Polizei

Aufständische vertreiben Polizei aus der Hafenstadt Gonaïves und fordern Rücktritt Aristides. Weitere Städte besetzt

PORT-AU-PRINCE epd/ap ■ In Haiti weitet sich die Revolte gegen Präsident Jean-Bertrand Aristide aus. Bis Montag hatten die Aufständischen die Kontrolle über acht Städte und Ortschaften im Osten des Karibikstaates übernommen. Seit Beginn der Rebellion vorige Woche starben mindestens 46 Menschen.

Der Oppositionspolitiker und ehemalige Putschistenführer Himler Rebu sprach von einem „bewaffneten Volksaufstand“. In Gonaïves, der viertgrößten Stadt Haitis, und angrenzenden Ortschaften wurden in den vergangenen Tagen Polizeiwachen in Brand gesteckt und die Sicherheitskräfte vertrieben. Menschen zogen plündernd durch die Straßen und errichteten Blockaden aus brennenden Reifen, gefällten Bäumen, Stacheldraht und Autowracks. Auch in der Hauptstadt seien Barrikaden errichtet und angezündet worden.

Die Aufständischen fordern den Rücktritt Aristides, dem sie Wahlbetrug, Machtmissbrauch, Korruption und politischen Terror vorwerfen. Auch ein breites Bündnis von Oppositionsgruppen, das sich von Gewalt distanziert, erhebt diese Forderung.

Der ehemalige Armenpriester und Hoffnungsträger Aristide war, begleitet von Manipulationsvorwürfen, im Jahr 2000 zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt worden. Er lehnt einen Rücktritt ab, kündigte aber Parlamentswahlen an, die bereits 2003 fällig waren. Seine eigene Amtszeit dauert regulär bis 2006.

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