Rebellion in Haiti weitet sich aus

Regierung verliert die Kontrolle über den Norden des Landes. Polizei erobert wichtige Stadt zurück. Vereinte Nationen arbeiten an Notplan gegen Hunger in Haiti

PORT-AU-PRINCE dpa/afp ■ Der Regierung des haitianischen Präsidenten Jean Bertrand Aristide entgleitet zunehmend die Kontrolle über den Norden des Karibikstaates. Bis gestern nahmen Aufständische nach Behördenangaben insgesamt zehn Städte und Ortschaften ein. Der von Hubschraubern unterstützten Polizei gelang jedoch nach eigenen Angaben die Rückeroberung von Saint-Marc, einer Stadt mit 160.000 Einwohnern etwa hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince. Saint-Marc liegt an der strategisch wichtigen Straße zwischen Port-au-Prince und der seit längerem von Aufständischen kontrollierten Hafenstadt Gonaïves im Norden des Landes.

Wie Radiosender meldeten, gab es in der Nacht zum Dienstag in der Hafenstadt Cap Haitien, der zweitgrößten des Landes, heftige Schießereien. Anhänger von Präsident Aristide hätten zahlreiche Häuser angezündet und alle Oppositionellen aufgefordert, die Stadt sofort zu verlassen. Den Unruhen in dem dem Inselstaat fielen seit Donnerstag 42 Menschen zum Opfer.

In etlichen Städten des Nordens brach unterdessen die Versorgung mit Energie und Benzin zusammen. Die Kämpfe rund um Gonaïves verhinderten die Auslieferung von dringend benötigten Nahrungsmitteln, sagte eine Sprecherin des UN-Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten. Die Dörfer im Norden seien die ärmsten des Landes und am meisten von Hunger betroffen. Meldungen zufolge haben die Vereinten Nationen begonnen, an einem Notplan gegen die drohende Hungerkrise zu arbeiten.