Stephani ohne Linie 3

Das Amt für Straßen und Verkehr will die Straßenbahn über die Faulenstraße in die neuen Hafenreviere fahren lassen, die AnwohnerInnen laufen Sturm

„Wir wollen ja gar kein ‚Leben in die Bude‘!“

taz ■ Alle Beruhigungsversuche, dass wirklich noch nichts entschieden sei, konnten am Montagabend bei der AnliegerInnenversammlung nicht helfen: Der böse Satz, dass die Straßenbahnlinie 3 die zukünftige Überseestadt mit der Bremer Innenstadt über die „Sackgasse Faulenstraße“ verbinden könnte, war gefallen – die Aufregung seitens der AnwohnerInnen groß.

Rund 100 Betroffene waren zur Versammlung gekommen, um Ängste und Wut loszuwerden. Dabei spielten die geplanten Straßenbauprojekte eine untergeordnete Rolle, obwohl die schon in den nächsten zwei Jahren konkret werden: Die Noch-Brachen im Hafen sollen für den Autoverkehr über die Verlängerung der Straße Am Wall erschlossen werden. Die muss, nach Vorstellung der Verkehrsplaner, unter der B 6 hindurch geführt werden, was die Verlegung einer Eisenbahnbrücke und die Anhebung einer Abfahrt von der Schnellstraße mit sich bringt. Der tatsächliche Verlauf der Straßenbahntrasse müsse erst entschieden werden, wenn sich in der Überseestadt schon Industrie, Dienstleister oder Menschen zum Wohnen ansiedelten, erklärte Ortsamtsleiter Robert Bücking das Verfahren. Wann das sein werde, darüber könne man nur spekulieren, sagte er. „Innerhalb der nächsten zehn Jahre aber vermutlich nicht.“

Die nahe liegenden Fragen nach Lärmschutz, die die veränderte Straßenführung aufwirft, wollten die QuartiersbewohnerInnen von den Planern vorerst nicht beantwortet haben. Im Zentrum ihrer Sorgen stand der künftige Verlauf der Straßenbahnlinie 3: „Wissen Sie eigentlich, wie eng die Straße ist?“, hielt eine Anwohnerin dem Verkehrsplaner Wolfgang Kröger vom Amt für Straßen und Verkehr entgegen, als der die Pläne vorstellte. „Da passt keine Straßenbahn durch!“ Die BewohnerInnen von Faulenstraße und Fuhrleutehof fürchten, dass ihr Viertel, das trotz unmittelbarer Nachbarschaft zur B 6 eine ruhige Wohninsel geblieben ist, von Straßenbahn und Großstadtlärm zerschnitten wird. Die Opposition der StephaniviertelbewohnerInnen ist fundamental – was nicht erstaunt, wenn ein älterer Quartiersbewohner sich aufregt: „Wissen Sie, wie lange wir auf die jetzige Lärmschutzwand an der B 6 gewartet haben? 30 Jahre!“ Die Interessen der Planer und der AnwohnerInnen könnten nicht gegensätzlicher sein: Während die „Überseestadt GmbH“ versucht, auf dem brachliegenden Hafengebiet „Leben in die Bude“ zu bringen, sagen die StaphaniviertelbewohnerInnen: „Wir wollen ja gar kein Leben in der Bude!“

Der Beirat Mitte hat die Beunruhigung in einer Erklärung aufgenommen und fordert bei der Erstellung des Planaufstellungsbeschlusses, die Bedenken der Faulenstraßen-AnwohnerInnen aufzunehmen.

Ulrike Bendrat