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Improvisierte experimentelle Musik befindet sich quasi per definitionem an der Grenze zur Unbeschreibbarkeit. Zumal, wenn es sich nicht um eine auf das Konzert folgende Kritik handelt, sondern um eine Ankündigung. Zum einen, weil sich nur vermuten lässt, was möglicherweise passieren wird, zum anderen, weil das zu Erlebende sich musikalisch immer auf die Suche nach bisher unbegangenen Wegen begibt. In diesem Sinne lässt sich auch bei dem französischen Trio Werchowska-Pontevia-Boubaker nur vermuten, dass sich das zu Hörende irgendwo zwischen abstrakt-minimalistischer Improvisation und manchmal energisch lärmendem Freejazz abspielen wird. Werchowska-Pontevia-Boubaker: Fr., 21. 11., 20 Uhr, Forum Neue Musik in der Christianskirche; als Glotokos: Sa. 22. 11., 21 Uhr, Blinzelbar, Große Bergstraße 156 Das Duo Lake Me aus dem nordenglischen Newcastle spielt karge Folkmusik, die sich nie im Seichten oder Sentimentalen aufhält, sondern ihren speziellen Sound findet, um zwischen Schlagzeug und Gitarre Spannungen zu erzeugen und in ihrer Reduziertheit eine Kombination von subtilem Gesang und instrumentellen Ausbrüchen zu liefern. Zu dieser Eigenständigkeit gehört auch, dass Lake Me ihre erste Platte, die im letzten Jahr auf „The Company with the Golden Arm“ als Vinyl erschienen ist, in Eigenregie produzierten und veröffentlichten. Die Tour zur Platte führte auch in die USA und wird nun, nach einer Unterbrechung bedingt durch eine Weltreise der einen Lake Me-Hälfte, endlich / hoffentlich auch hier ihre verdiente Beachtung finden.

Lake Me sind unterwegs mit den Labelkolleginnen von Des Ark. Hierbei handelte es sich ursprünglich um das Solo-Projekt von Aimée Argotes, die auf der Tour allerdings von drei Musikern begleitet wird. Und obwohl das Label bekannt dafür ist, sich Genre- oder Szene-Zugehörigkeiten konsequent zu entziehen, verbindet die beiden eine musikalische Referenz zu schrofferen Gebieten der Folk-Musik. Angenehmerweise geht es ihnen dabei nie darum, identitätsstiftend oder authentifizierend vorzugehen, sondern um das Aufzeigen von Brüchen, musikalisch wie emotional. Mo. 24. 11., 21 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114 The Faint waren vor einigen Jahren mal ein Hype, hatten ungefähr 1999 eine schräge Platte veröffentlicht mit so aufregenden Songs wie „Worked Up So Sexual“, mit denen sie die Kombination aus Tanzbarem und zynischer No-Wave-Applikation zur Strecke brachten. Dann erschien 2001 die Platte „Danse Macabre“, ebenfalls mit Tanzknallern („Agenda Suicide“) gespickt. Hier wurden alle Register gezogen, die junge stylishe Emojugend in die Tanzknie zu zwingen. Doch irgendwie erwies sich die Disco-Punk / Electro-Wave-Mischung nicht als sonderlich innovativ oder nachhaltig genug und das Versprechen, kommerziell erfolgreicher zu werden, schien sich nicht mit den musikalischen Erwartungen einzulösen. Nachdem es in der Folge ein wenig ruhiger geworden war, verkündeten The Faint schließlich im Mai 2008 die Trennung von ihrem Label „Sattle Creek“ und den geplanten Alleingang mit dem eigens gegründeten Label „blank.wav“. Auf ebendiesem ist diesen Herbst die neueste LP „Fasciinatiion“ erschienen. Darauf sind zwar keine vehementen stilistischen Neuerungen zu vermerken, unterhaltsam und bewegungsfreudig bleiben The Faint aber allemal. Di, 25. 11., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 KERSTIN SCHROEDINGER