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Forschungsprojekt soll Namen der Berliner Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde in Brandenburg ermitteln

Fast 70 Jahre nach den „Euthanasie“-Morden der Nationalsozialisten sollen die Namen der in der Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel ums Leben gekommenen Berliner Opfer in einem Forschungsprojekt ermittelt werden. Schätzungen zufolge stammten mindestens 5.000 der 9.000 dort im Rahmen der sogenannten „T4-Aktion“ ermordeten Menschen aus Berlin, teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten am Mittwoch mit. Ziel des Forschungsprojekts der Gedenkstättenstiftung und der Freien Universität sei auch, den Familien der Ermordeten zuverlässige Informationen über das Schicksal ihrer Angehörigen zu geben, erklärte Stiftungsdirektor Günter Morsch.

Anders als bei den anderen „T4-Anstalten“ in Österreich und Deutschland sei die Identität der in Brandenburg an der Havel ermordeten Patienten noch nicht systematisch erforscht worden. Diese Wissenslücke sei umso bedauerlicher, da die „T4-Anstalt“ in Brandenburg eine der ersten Mordstätten der „Euthanasieaktion“ und im Januar 1940 Schauplatz einer „Probetötung“ war, bei der die Entscheidung für das Tötungsverfahren mit Gas fiel. Von Brandenburg führe damit ein „direkter Weg zu den Gaskammern in den Vernichtungslagern des Holocaust“.

Ab Juli 1940 wurden in Brandenburg an der Havel zudem in einer „T4“-Sonderaktion jüdische Kranke ermordet. Dies gilt als Auftakt zur systematischen Vernichtung jüdischer Patienten im Reichsgebiet. Während des Zweiten Weltkriegs fielen mehr als 300.000 Menschen den NS-Verbrechen an psychisch Kranken und geistig Behinderten zum Opfer. In der ersten, zentral gesteuerten Phase der Morde kamen bis August 1941 rund 70.000 Patienten deutscher Heil- und Pflegeanstalten ums Leben. Die Tötungsanstalten lagen in Brandenburg an der Havel, Grafeneck, Bernburg, Hartheim, Pirna und Hadamar. EPD