Töchtertag mit Hindernissen

Am 8. Mai dürfen Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 in Berufe schnuppern. Bildungsbehörde will diesen Tag nicht aktiv fördern. Schirmfrau ist Gleichstellungssenatorin Birgit Schnieber-Jastram

von KAIJA KUTTER

Am 8. Mai ist „Töchtertag“ oder „Girls Day“, wie es bundesweit heißt. Wie bereits im Vor- und Vorvorjahr sollen Mädchen der Klassen 5 bis 10 mit ihren Vätern, Müttern oder anderen Erwachsenen in Betriebe gehen und die Welt der Arbeit erkunden. „Mädchen haben im Kindesalter sehr weit gefächerte Berufswünsche. Sie wollen Pilotin, Walschützerin oder Feuerwehrfrau werden“, heißt es in der Dokumentation des Töchtertages 2002. Mit zunehmendem Alter verlören sie jedoch das Selbstvertrauen. Sie werden mit der Realität der Gesellschaft konfrontiert und erleben Frauen „eher in dienenden als in führenden“ Positionen.

Der „Töchtertag“, im Jahr 2001 von Frauensenatorin Krista Sager und Schulsentorin Ute Pape erstmals eingeführt, soll deshalb „ein Baustein“ sein, um das Selbstvertrauen der Mädchen zu stärken. Die Öffentliche Aufmerksamkeit soll an diesem Tag der „Berufswahl von Mädchen“ gewidmet sein. Jungen könnten den Tag ebenfalls nutzen, um sich über Berufswahl zu informieren, heißt es im diesjährigen Flyer zum „Mädchen Zukunftstag“. Denn auch sie orientierten sich häufig an „typischen Männerberufen“.

Elternkammer-Vertreterin Marie Luise Bornhöft nahm diesen Flyer, in dem die Behörde für Bildung und Sport als Unterstützer angegeben ist, auf der Sitzung des Kreiselternrats Nord am Montag zum Anlass, über den Töchtertag zu sprechen. Sie erlebte eine Überraschung. Der zufällig anwesende Leiter der Schulaufsicht, Norbert Rosenboom, unterbrach sie und sagte, der Tag fände nicht statt. In der Schulbehörde gebe es keine ungeteilte Akzeptanz für den Tag, weil er pädagogisch nicht sinnvoll und nicht in andere Aktivitäten eingebettet sei.

Entspricht diese Art der Mädchenförderung also nicht mehr dem Zeitgeist in der Stadt? Wohl doch.

Offizielle Schirmfrau ist immerhin die Senatorin für Gleichstellung, Birgit Schnieber-Jastram. „Nach dem Erfolg in den ersten beiden Jahren – jeweils mehr als 3000 Mädchen haben sich am Töchtertag beteiligt – rechnen wir auch in diesem Jahr wieder mit großem Interesse“, heißt es in einer Ankündigung auf der Homepage ihres Senatsamtes. „Alle Hamburger Unternehmen und Institutionen sind eingeladen, ihre Werkstätten, Büros, Labore und Werkshallen für die Schülerinnen zu öffnen.“

„Wir verbieten den Töchtertag nicht“, erklärt Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow. „Die Schulen können es machen, aber es wird keine Förderung hier im Haus stattfinden.“ Die Sache sei „unglücklich gelaufen“, Rosenboom habe am Montag zum ersten Mal intensiver darüber diskutiert. Luckow: „Wir haben nichts gegen diese Initiative und Leute. Aber wir wollen, dass es integriert wird in die Politik der Behörde.“ An den Schulen fänden zahlreiche Praktika und andere berufsvorbereitende Aktivitäten statt. Da könnte es Überschneidungen geben. Werde der Töchtertag in diesen Terminplan frühzeitig integriert, „machen wir das mit“.

Der Termin sei Ende letzten Jahres abgestimmt worden, berichtet dagegen Eva Gnacke vom Senatsamt zur Gleichstellung. Außerdem sei eine Mitarbeiterin der Schulbehörde im Vorbereitungsteam. „Wenn die Schulbehörde den Tag ablehnt, wird die Beteiligung klein“, befürchtet Marie Luise Bornhöft. Dann könnte er im Folgejahr wegfallen, weil es heißt, es gäbe zu wenig Interesse.