vorlauf konzert Thomas Mauch hört aufden Sound der Stadt

Immer, wenn es am schönsten ist, will man mehr. Noch ein Eis nach dem Eis, den tollen Sonnenuntergang am liebsten gleich hinterher ein zweites Mal, und da stellt sich doch gegen die Askesenthese vom Verzicht als Appetitanreger schon die Frage, wie viele sehnsüchtigen Melodien man überhaupt so vertragen kann, ohne sich das Gemüt zu verderben. Wer also gerade am Dienstag bei Calexico von diesen schönen, sehnsüchtigen Sonnenuntergangsmelodien (klar, glutroter Himmel über der Wüste, Kaktus links und Saloon-Schwingtür rechts) freudvoll geschleckt hat, sollte auch den Friends of Dean Martinez seine Chance geben. Die sind vom gleichen Stamme (und wie Calexico querverbandelt mit Giant Sand). Kommen ganz ohne Worte aus und sind dafür vielleicht noch einen Tick elegischer. Solche Melodien verträgt man doch einige Mützen voll. Martinez’ Freunde spielen am heutigen Freitag im Waschhaus Potsdam (21 Uhr) und am Sonntag im Magnet (21 Uhr). Wenn man am Montag nichts weiter vor hat, kann man auch gut einmal darüber staunen, wie viele Bands im Blumfeldtocotronicsterne-Fahrwasser noch ihre eigene kleine kräuselnde Welle gefunden haben. Mögen manche überflüssig finden, und ich sage, dass allzu große Individualität eh nur ein Übermaß an Einbildung anzeigt. Jugendhausrockbands dieser Welt, vereinigt euch! In der Garage Pankow (21 Uhr) hätscheln Blobkanal und Tchi ihre kleinen Wellen. Erstere Band nennt nur ein halbe ihr Eigen, dafür kennen Tchi schon zwei. Wieder Weite. Steppe. Aus Tuva kommen Huun-Huur-Tu. Also Kehlkopfgesang. Dazu lockere Melodien, pferderückengeschaukelt, die manchmal wunderbar das Thema eines imaginären Western beschwören, am Mittwoch im Kesselhaus (21 Uhr).