Ganz der Alte

Keine Bange wegen der fünf Prozent: Ronald Schill singt unverdrossen seine Erfolgslieder, die Häuser sind voll

Es gibt sie noch, die getreuen Anhänger von Ronald Schill. Die Säle sind immer noch voll, wenn Schill erscheint – wie gestern abend im Foyer beim Fernsehsender Hamburg 1 an der Rothenbaumchaussee.

Ein paar Bodyguards mehr als sonst nach dem Angriff auf Justizsenator Roger Kusch vom Tag zuvor, und Schills Handlanger, der Abgeordnete Bodo Theodor Adolphi, sagt: „Wir müssen alle jetzt noch mehr auf unseren Spitzenkandidaten aufpassen.“

Als Schill dann aber zu sprechen begann, geschah das offenbar ohne Aufsicht, denn der entlassene Innensenator durfte wieder in aller Ausführlichkeit die alte Platte abspielen: von der größten offenen Drogenszene Europas, die er zerschlagen habe, und vom größten Kriminalitätsrückgang seit 50 Jahren. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben: Hier redete einer, der immer noch glaubt, er sei im Amt. Dank Schill kann „die Großmutter aus Stade wieder mit der Bahn nach Hamburg kommen“, und seine Kollegen Innenminister aller anderen Bundesländer würden Hamburg mittlerweile beneiden.

Der Beifall der gutsituierten Zuhörer wurde zu Standing Ovations, und von solchen Abenden geht man mit dem Gefühl nach Hause, das Thema Fünf-Prozent-Hürde ist noch lange nicht für Schill erledigt. PETER AHRENS