Mit LEssy zum Leitbild

„Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung“: Diesen Anspruch löste die Humboldt-Universität nur bedingt ein

Nach fünf Jahren ist an der Humboldt-Universität (HU) ein Projekt der Volkswagenstiftung mehr oder weniger erfolgreich beendet worden. Immerhin war die HU die einzige ostdeutsche Hochschule, die sich für dieses Projekt beworben hatte. „Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung“, kurz LEssy, sollte mit den Stiftungsgeldern gefördert werden.

Vier Teilprojekte machten LEssy aus. Ein neues Leitbild sollte die Universität kenntlich machen, der Haushalt mittels Budgetierung dezentralisiert werden, Studienordnung und Prüfungsverfahren entbürokratisiert und Berufungsverfahren verkürzt werden.

Das mit 750.000 Euro geförderte Projekt LEssy ist kein Anlass für einen strahlenden Abschlussball, denn die Ergebnisse sind insgesamt mager. Von einer sinnvollen Budgetierung blieb nur die Feststellung übrig, dass trotz einer schwierigen Haushaltssituation die Eigenverantwortung der Fakultäten gestärkt werden solle. Verbesserungen der Studien- und Prüfungsverfahren stehen weiterhin aus.

HU-Präsident Jürgen Mlynek erwähnt dagegen lieber die Erfolge von LEssy, die es ebenfalls gibt: Der größte und zukunftsweisende sei die Installation eines hauptamtlichen Präsidiums. Die Humboldt-Universität hatte vor zwei Jahren als erste deutsche Universität das Amt des Kanzlers abgeschafft und Strukturen geschaffen, die sich an Unternehmen orientieren.

Die Ausrichtung an Wirtschaftsunternehmen führte auch zum Bemühen um eine „Corporate Identity“, die die HU nach außen als geschlossene Einheit sichtbar macht und nach innen Identifikation schafft. Zentral war die Erstellung eines Leitbildes, das Auskunft über das Selbstverständnis gibt. Der Diskussionsprozess war langwierig und kompliziert. Nur die wenigsten Universitäten können sich rühmen, ein ähnliches Leitbild überhaupt zu besitzen.

In den ersten zwei der insgesamt 14 Grundsätze wird von der „Humanisierung des gesellschaftlichen Lebens“ gesprochen und davon, dass „durch kritisches Wissen die gesellschaftliche Entwicklung zu fördern“ sei. Punkt drei handelt von einer „schuldhaften Verstrickung in die Politik“. Das Leitbild macht glauben, dass es der HU um mehr ging als um eine Ausrichtung von Führungs- und Entscheidungsstrukturen an Vorbildern aus der Wirtschaft. Studenten nehmen zufrieden zur Kenntnis, dass sich die HU klar zur Lehre bekennt: Ihr Prestige müsse wachsen. RICHARD ROMAN