Klonen schafft Streit

Südkoreanische Experimente mit Embryonen entfachen Debatte aufs Neue: Welche Art Klonen wird gewollt?

BERLIN dpa ■ Die Herstellung menschlicher Klon-Embryonen in Südkorea haben eine Diskussion über die deutsche und internationale Gesetzeslage entfacht. Der Molekularmediziner Detlev Ganten sprach sich gestern für eine Lockerung in Deutschland aus. Die SPD-Gentechnikexpertin Margot von Renesse sieht dagegen keinen Bedarf, das deutsche Embryonenschutzgesetz zu ändern. Die Kirchen lehnten derartige Experimente einhellig ab.

Südkoreanische Forscher haben aus Klon-Embryonen weltweit erstmals Stammzellen gewonnen, wie sie vorgestern bekannt gaben. Diese Zellen entwickelten sich sogar in Vorläufer von Nerven, Muskeln, Bindegewebe und Knorpel. Mit Hilfe solcher Zellen wollen Wissenschaftler Parkinson, Alzheimer und andere Leiden heilen.

Die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete von Renesse räumte ein, dass der Druck auf den deutschen Gesetzgeber steigen könnte, wenn es im Ausland zu therapeutischen Erfolgen käme. Sie gehe allerdings davon aus, dass es dann auch Alternativen in der medizinischen Forschung gebe, die einen Verbrauch von Embryonen überflüssig machen, sagte sie. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hatte bereits am Donnerstag eine Gesetzesänderung klar ausgeschlossen.

Ganten kritisierte, dass Forscher in Deutschland nur Stammzelllinien verwenden dürfen, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Das Material sei so alt, dass es sich für Wissenschaftler kaum lohne, in Deutschland zu forschen, sagte Ethikratsmitglied Ganten.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, kritisierte das südkoreanische Experiment als unverantwortlich. „Wirklicher Fortschritt zeigt sich darin, dass der Mensch Handlungsweisen auswählt, die er verantworten kann. Das Klonen gehört nicht zu diesen Handlungsweisen.“

Der Mannheimer Medizinrechtler Jochen Taupitz forderte – wie übrigens vor ihm schon die südkoreanischen Forscher – ein weltweites Verbot des Klonens von Menschen zu Fortpflanzungszwecken. „Missbrauch lässt sich nicht ganz ausschließen. Eine weltweite Ächtung des reproduktiven Klonens wäre deshalb wichtig, damit möglichst viele Länder gegen jegliche Versuche vorgehen“, sagte Taupitz, der auch Mitglied des Nationalen Ethikrates ist. Dass dies bislang nicht gelang, liege daran, dass sich die Staaten nicht einig seien, ob sie nur das reproduktive oder auch – wie Deutschland – das therapeutische Klonen verbieten wollen. Die Vereinten Nationen hatten die Entscheidung über ein Klonverbot Ende vergangenen Jahres vertagt.

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