zahl der woche
: Weniger Enthusiasmus für Bio-Lebensmittel

Zur alljährlichen Messe für Bioprodukte, der Biofach 2004 ab kommenden Donnerstag in Nürnberg, bemüht sich die Branche um ein positives Bild. Der Umsatz an Biolebensmitteln liegt unverändert etwa bei drei Milliarden Euro: „Dass keine großen Einbrüche zu verzeichnen sind, ist alleine schon ein Grund zur Freude“, zeigt sich Biofach-Mitarbeiter Kai Kreuzer bescheiden.

Auch die Biobranche sei nun mal von der allgemeinen Kaufzurückhaltung betroffen, so Kreuzer. „Der Bioboom hat nachgelassen“, meint dagegen Alexander Gerber, Geschäftsführer des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW): „Wir konnten nicht mehr so viel neue Kunden hinzugewinnen“, gesteht der BÖLW-Funktionär ein. Derzeit wächst der Anbau von Biolebensmitteln stärker als die Nachfrage. In den Export geht weniger, und gerade beim Fleisch sind die Exporte stark eingebrochen. Die BSE-Krise, die den Verkauf von konventionellem Fleisch behindert und den Absatz von ökologisch erzeugtem gefördert hatte, scheint vorbei zu sein. Dennoch sieht Gerber das Nachfragepotenzial noch nicht erschöpft: „Wir müssen unsere Logistik verbessern, um für die Erzeuger bessere Preise zahlen und für die Verbraucher billiger anbieten zu können.“

Das sei insbesondere bei der Milch ein Problem, wo Höfe weit auseinander und entfernt von den Molkereien lägen, so Gerber. BÖLW-Vorstandssprecher Thomas Dosch erkennt das Hauptproblem eher in der Vermarktungsmacht des Handels und polemisiert: „Ob der Ökolandbau sich behauptet oder nicht, hängt nicht vom Verbraucher ab.“

Etwas anders sieht man das bei den Verbraucherzentralen. Der Hauptgrund für die Kaufzurückhaltung liege darin, dass die Kunden Bioprodukte immer noch als zu teuer empfänden. Die Preisspanne zwischen konventionellen und Bioprodukten sei zu groß, meint Angelika Michel-Drees, Ernährungsreferentin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. „Da bleibt oft zu viel beim Handel hängen.“

Nicht die Verdienstspanne im Handel, sondern die Kosten der Verarbeitung und Vermarktung seien teilweise zu hoch, kontert BÖLW-Geschäftsführer Gerber: „Das liegt an unseren geringen Mengen.“ Da liegt der Schluss nahe: Wenn mehr Bio produziert wird, werden die Preise sinken.

Während im Naturkosthandel 2003 die kleinen Läden große Einbrüche verzeichneten, sind die Biosupermärkte zusehends im Aufwind. Sie sind es, die dafür sorgen, dass der Umsatz an Biolebensmitteln überhaupt wächst: im vergangenen Jahr um ganze ein Prozent. DANIELA ENGLERT