Bayer auf Horrorliste

Pharmakonzern gehört zu den „zehn schlimmsten Firmen“, die US-Verbraucherschützer Nader entlarvt

BERLIN taz ■ Nachdem der Bayer-Konzern über Jahre das amerikanische Gesundheitsprogramm MedicAid um Millionenbeträge betrogen hatte, stellte sich das Unternehmen im Mai vergangenen Jahres seiner Verantwortung. In einem Gerichtsverfahren wurde der Konzern zur Zahlungen von 250 Millionen US-Dollar verurteilt. Das ist für die US-Verbraucherzeitschrift Multinational Monitor jetzt Anlass, Bayer in die Liste der „zehn schlimmsten Unternehmen“ des Jahres 2003 aufzunehmen.

Bereits 2001 hatte der Pharmakonzern Erwähnung in der Monitor-Liste gefunden. Kriterien für die Erfassung sind Betrug an Verbrauchern oder dem Staat, Schädigung der Umwelt oder Missachtung von Arbeitsrechten.

Der Monitor ist ein Projekt des amerikanischen Verbraucheranwalts und Expräsidentschaftskandidaten Ralph Nader, der 2000 im Wahlkampf gegen George W. Bush knapp 5 Prozent der Stimmen erlangte. Nach seinem Buch „Unsafe at Any Speed“, durch das er Gesetzesverschärfungen zur Pkw-Sicherheit bewirkte, publiziert Nader jetzt vor allem in seinem monatlich erscheinendem Magazin.

Neben dem Betrugsfall wirft Naders Magazin dem Bayerkonzern unter anderem Todesfälle vor, die angeblich im Zusammenhang mit dem Medikament Lipobay stehen.

Die Erwähnung im Monitor lässt Bayer freilich kalt. „Der Multinational Monitor ist für uns keine seriöse Quelle, wir werden auf die Anschuldigungen nicht weiter eingehen“, heißt es in einer schriftlichen Antwort eines Bayer-Sprechers auf Fragen der taz. Er weist daraufhin, dass das Unternehmen 2001 in die Liste „Good Global 100“ aufgenommen worden sei. Verzeichnet sind dort die 100 Unternehmen weltweit, die in den Bereichen Menschenrechte, Sozialstandards und Umweltschutz besonders gute Leistungen vorzuweisen haben. Diese Aufstellung wird herausgegeben von der Financial Times und der Londoner Börse.

Außer Bayer zählt auch der Flugzeughersteller Boeing zu den „schlimmsten Unternehmen“ der Monitor-Liste. Boeing wird vorgeworfen, Tankflugzeuge zu deutlich überhöhten Preisen an das amerikanische Militär vermietet zu haben. Nach der Darstellung des Nader-Magazins haben Boeing-Mitarbeiter ein inzwischen gefeuertes Mitglied des US-Verteidigungsministeriums Pentagon bestochen, um das lukrative Geschäft zu ermöglichen.

Ähnliches spielte sich angeblich bei Militärzulieferer Halliburton zu Zeiten des Irakkrieges ab. Halliburton versorgte die Krieg führenden US-Truppen mit Benzin zu Wucherpreisen.

VERONIKA WENDT