Brief gegen deutsche Kopftuchfreundinnen

Migrantinnen wehren sich gegen „paternalistischen Standpunkt“ der Ausländerbeauftragten Marieluise Beck

BERLIN taz ■ In dem Streit über das Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen hat eine überwiegend aus Migrantinnen bestehende Initiative die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), in einem offenen Brief scharf angegriffen. Darin werfen sie Beck einen „paternalistischen“ Standpunkt vor und fordern sie auf, „die Position der Mehrheit der muslimischen Frauen“ stärker zu berücksichtigen. Unterschrieben haben den Brief unter anderem die Pädagogin Sanem Kleff, die Islamwissenschaftlerin Ursula Spuler-Stegemann und die Autorin Arzu Toker.

Durch ein Kopftuchverbot an Schulen fühlten sich nur diejenigen Frauen ausgegrenzt, „die unter dem Einfluss der Islamisten stehen“, heißt es in dem Brief. Die Mehrheit der Musliminnen befürworte einen privat gelebten Islam und habe keine Probleme damit, das Tuch in der Schule abzunehmen. „Wir wenden uns gegen das Bild der schwachen, hilfsbedürftigen Kopftuchträgerin“, begründet Sanem Kleff ihre Unterschrift. Sie sei erschrocken darüber, wie viel Empathie den auf Verhüllung bestehenden Lehrerinnen gerade von Frauen entgegengebracht werde. Die Streiterinnen für das Tuch in der Schule seien aber keine schwachen Frauen, sondern knallharte Politikerinnen. Die Mehrheitsgesellschaft tappe in die Falle ihrer eigenen Vorurteile. HH

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