Roma rüffeln Spiegel

Kölner Verein wirft Hamburger Magazin Diskriminierung vor. Dessen TV-Beitrag über „Klau-Kids“ bleibt ungerügt

KÖLN taz ■ Als „unbegründet“ haben die deutschen Landesmedienanstalten eine Beschwerde des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma e.V. zurückgewiesen. Der hatte den Spiegel-TV-Beitrag „Die Kinder vom Bahnhof Köln“ als „diskriminierend“ bewertet.

Der Beitrag, der am 5. Oktober bei RTL ausgestrahlt wurde, schildert den Einsatz von Zivilfahndern am Kölner Hauptbahnhof gegen die so genannten „Klau-Kids“. Die „Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz“ der Landesmedienanstalten unter Vorsitz von Norbert Schneider sah darin keinen Verstoß gegen medienrechtliche Bestimmungen – „z.B. Achtung der Menschenwürde“, die „Minderheit der Sinti und Roma sei weder beschimpft noch verleumdet“ worden. „Vielmehr gab es eine sachlich-distanzierte Berichterstattung.“

Noch anhängig ist eine Beschwerde beim Deutschen Presserat, eingereicht vom Kölner Rom e.V. Dieser kritisiert den Spiegel-Artikel „Kölscher Klau-Klüngel“ über „minderjährige Roma“, die Köln zur „Hauptstadt der Taschendiebe“ machen, vom 1. Dezember 2003. Rom-Vorstand Kurt Holl moniert die „einseitige Polizeiperspektive“ und insbesondere den Begriff „Roma-Kriminalität“: „Wer ein solches Wort benutzt, unterstellt, dass sicher vorkommende Straftaten ein ethnisches Merkmal sind.“ Laut Ziffer 12 des Pressekodex‘, über dessen Einhaltung der Presserat wacht, darf niemand wegen seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe diskriminiert werden. Jürgen Schön