Verlierer boxt nach

Sinan Samil Sam verliert seinen EM-Titel gegen Luan Krasniqi und lässt anschließend andere für sich boxen

Stuttgart dpa ■ Der Schlägerei im Ring folgte ein Trommelfeuer an verbalen Tiefschlägen. Nachdem der in Hamburg lebende Box-Profi Sinan Samil Sam seinen EM-Titel im Schwergewicht an den Stall-Gefährten Luan Krasniqi durch ein knappes Punkturteil verloren hatte, sah Samil Sams Berater Ahmet Öner rot. „Ihr habt Sinan ruiniert, ihr habt einen Boxer gebrochen. Wir wurden von der Mafia betrogen“, tobte er und deutete auf Klaus-Peter Kohl, den Chef der Hamburger Universum Box-Promotion. Drei Ordner von Kleiderschrank-Format hatten allergrößte Mühe, den um sich schlagenden Öner zu bändigen.

Kohl fiel es schwer, seine Wut auf Öner zu unterdrücken. „So redet man nicht mit mir“, zischte der Promoter und deutete damit ein Nachspiel an. Öner aber ließ sich nicht einschüchtern. Das ZDF, so argwöhnte er, wollte Krasniqi als Sieger, weil der als Deutscher mehr Zuschauer bringe. „Da wurden die Fäden gezogen“, behauptete der Ex-Profi, der als Mann von Kati Sdunek, der Tochter von Universum-Cheftrainer Fritz Sdunek, engste Berührungspunkte mit dem Hamburger Boxstall hat.

„Der deutsche Punktrichter Axel Zielke hat mit 114:114 als Einziger richtig gewertet“, sagte selbst Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter bei Universum. Die Punktrichter aus Finnland und Italien sahen den optisch gefälligeren Krasniqi vorn.

Als Fehlurteil sah Samil Sam die Wertung an und verließ nach kurzem Statement demonstrativ die Pressekonferenz. Krasniqi schüttelte den Kopf über die „halt- und geschmacklosen Entschuldigungen“ seines Gegners. Dennoch wird dem Türken eine Zukunft bei Universum eingeräumt. FRANKO KOITZSCH