friedensbewegung
: Und sie hatte doch Erfolg!

Es gibt diese Bilder – und die wenigsten dürften inszeniert sein: Iraker jubeln auf den Straßen, dass sie ihren verhassten Diktator los sind. Britische und US-Soldaten werden als Befreier gefeiert. Wie in Deutschland 1945 wirkt ein Volk besiegt und befreit zugleich – und zeitgleich demonstrierte die Friedensbewegung am Samstag weiter gegen den Krieg: Hat sie sich geirrt? Hat nicht – trotz aller Plünderungen – der Jubel der Irakis den Invasoren am Ende Recht gegeben? Ist die Friedensbewegung gescheitert, weil sie nicht nur den Krieg nicht verhindern konnte, sondern auch noch moralisch als Verlierer dasteht?

KOMMENTARvon PHILIPP GESSLER

Nein, dies der Friedensbewegung vorzuwerfen, wäre nicht fair. Die zwei Kriegsziele der USA und Großbritanniens, Regimewechsel und Vernichtung von – so es sie im Irak gibt – Massenvernichtungswaffen, wären wahrscheinlich oder vielleicht auch ohne Invasion und zigtausende Tote erreichbar gewesen. Das aber hat die Friedensbewegung immer gesagt und gefordert. Zugleich hat sie stets Saddam Hussein als Diktator benannt: Sie war nie für ihn und gegen die Amerikaner, wie die großen Vereinfacher behaupten.

Insofern ist dem Sozialforscher Rucht Recht zu geben, wenn er eine positive Bilanz der heutigen Friedensbewegung zieht. Sie hat wie in den 80er- und 90er-Jahren bewiesen, dass sie allen Unkenrufen zum Trotz lebt und hunderttausende zu mobilisieren vermag. Diese Bewegung ist weiter nötig als Korrektiv in einer Zeit, da viele den Krieg als Mittel der Politik wieder hoffähig machen wollen. Es wird nun ruhiger werden um sie – aber schon bald werden wir wieder glücklich sein, dass es sie gibt.