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Ein Abend voller Offenbarungen: „Traumfrau Mutter“ unter der Regie von Ingolf Lück in der Arena in Treptow

Sie kämpfen zunächst mit Presswehen und gutmeinenden Hebammen, später mit Schwangerschaftsstreifen, stinkenden Windeln, einem sich in Nichts auflösendem Sexualleben und der penetranten Widerborstigkeit des Nachwuchses. Sie sind Mütter. Das ist ein Beruf und eine Berufung, eine Last, bisweilen die Hölle auf Erden und manchmal auch ein wenig Quell von Glückseligkeit. Diese Erkenntnis ist nicht neu, dafür wird sie von einem Großteil der Bevölkerung geteilt.

Auf diesen Wiedererkennungseffekt baut die kanadische Komödie „Traumfrau Mutter“. Sechs Schauspielerinnen hatten da vor zehn Jahren die Idee, ihre Erfahrungen der veränderten Identität und gesellschaftlichen Rolle durch Schwanger- und Mutterschaft der Welt mitzuteilen. „Mom‘s the Word“ wurde ein phänomenaler Erfolg in den USA und Australien. Für die Berliner Fassung der „Traumfrau Mutter“ war allerdings Schlimmstes zu befürchten. Schließlich wagte mit Ingolf Lück ein Mann sein Regiedebüt, der sich seit langen Jahren damit zufrieden gibt, mit der SAT 1-„Wochenshow“ eine leidlich komische TV-Comedy-Show zu moderieren und bislang nicht unbedingt durch feinen Humor aufgefallen ist. Tatsächlich aber waren sämtliche Vorurteile bereits nach wenigen Minuten beiseite gefegt. Lücks pointierte Inszenierung legt ein großes Tempo vor und gibt dem sechsköpfigen Ensemble alle Möglichkeiten, sich in großer darstellerischer Bandbreite zu präsentieren. Die Bühnen-Mütter – von Cay Helmich über Alexa Maria Surholt bis Ilona Schulz – sind allesamt theater- und vor allem fernseherfahren. Was sie aber durch die Bank auszeichnet: Sie schaffen es, die kabarettistischen Szenen punktgenau zu liefern und dennoch den direkten Wechsel in Momente der Rührung, Ernüchterung und bisweilen sogar Verzweiflung zu schaffen.

Auf der offenen Bühne, zwischen überdimensionalen Bauklötzen, gelingt diesem Damen-Sextett ein durchweg sympathischer Abend der Offenbarungen, den anwesende Mütter mit solidarischem Nicken und beipflichtendem Applaus kommentieren. Väter verlassen die Vorstellung vermutlich mit etwas mehr Respekt für ihre Frauen, und die Kinderlosen haben vielleicht ein wenig Mitgefühl und Verständnis, wenn wieder einmal die Wut über blockierende Buggy-Kolonnen auf den Gehsteigen aufsteigt. AXEL SCHOCK

Nächste Vorstellungen: 17.–19. 4., 23.–25. 4., 30. 4.–3. 5., jew. 20 Uhr, in der Arena, Eichenstraße 4, Treptow