Rudern, beißen, Witze reißen

Da wird gejohlt, da wird mitgeklatscht: Lisa Fitz hat den Dschungel überstanden und gab in den Wühlmäusen die wuchtige Unterhalterin

Gleich zu Beginn ihrer neuen Show „Alles Schlampen außer Mutti“ lässt Lisa Fitz keinen Zweifel daran, dass sie immer noch rockt. Als Unterhalterin, als sexy Hexy – und natürlich als Mutter. Während Gitarren-Sound aus den Boxen dröhnt, fetzt Fitz im knallengen Kleid und mit hochhackigen Schuhen über die Bühne. Sie ist wieder da, wo sie seit zwanzig Jahren am besten ist – im Kabarett. In den „Wühlmäusen“ in Charlottenburg kann sie nicht viel falsch machen: Hierher kommt schick gemachtes Publikum, das am Samstagabend „alle fünfe grade“ sein lassen will. Da wird gejohlt und gern auch mitgeklatscht. Vergessen sind Fitzens jüngste Eskapaden in der australischen Wildnis, mit RTL und 8 Millionen Fernsehzuschauern pro Abend.

Die Entertainerin war eine der zehn „Promis“, die in der Dschungel-Soap „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ mitspielten. Die Maden zum Mittag aßen und am Lagerfeuer zusammen Lieder sangen. Die Lisa hat oft zur Gitarre gegriffen im Camp. Und Essen gekocht für die malträtierte Mannschaft. Sie hat sich als Zupackerin mit Herz etabliert, die auch rudern und trösten kann. Fast wäre sie damit Dschungelkönigin geworden. Ganz knapp lag sie hinter Costa Cordalis. Warum sie als anerkannte Kabarettgröße – Fitz war in der Müncher Lach- und Schießgesellschaft, erhielt den deutschen Kleinkunstpreis, produziert Musik und tourt seit Jahren mit eigenen Programmen – in den Schlamm stieg, will man wissen. Sie selbst sagte in einem Interview, das Neue, Unbekannte hätte sie gereizt. Nicht der Ruhm, nicht das Geld. Eine magere Antwort. Vielleicht gingen die Vorverkäufe ihrer Shows nicht mehr so gut. Vielleicht ist die Sogkraft des Fernsehens auch für die „Kabarett-Emanze“ Lisa Fitz, die mit bissigen Haudrauf-Witzen für die Sache der Frauen kämpft und damit in den Achtzigern erfolgreicher war als heute, so verlockend. Vielleicht wollte Lisa Fitz mehr junges Publikum für ihre „Sache“. Vielleicht langweilte sie sich. Geschadet hat ihr der Ausflug nicht. Zwar hat der Saarländische Rundfunk sie wegen der Dschungel-Soap entlassen, doch RTL stand bei Fuß und hat ihr eine eigene Show angeboten.

Bei den „Wühlmäusen“, da strahlt die Lisa Fitz, und sie legt ein Unterhaltungsprogramm hin, das professionell ist und an einigen Stellen auch lustig. Ihre Erscheinung – Muskel-Körper, goldgelocktes Haar, rote Lippen und niederbayrischer Dialekt, ist von wuchtigem Charme. Gemeinsam mit ihrem 20-jährigen Sohn Nepo, der mit Hingabe auf dem Piano spielt, persifliert sie das Desaster der Mutter-Kind-Beziehung, singt Lieder vom „Luder mit Hirn“ und reißt sexistische Witze auf Kosten der Männer. Einmal nur sagt sie kurz etwas zum Dschungel: Sie sei wieder da, habe alles gut verkraftet. Dann hängt sie einen kleinen Seufzer dran. JANA SITTNICK