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: Die Drahtzieher der Drahtzieher
„Die Geschichte der CIA“, 20.45 Uhr, ARD
Mehr als 60 Prozent der US-Amerikaner sind laut Umfragen davon überzeugt, dass Saddam Hussein der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September war – nicht nur In-, sondern auch Desinformation gehört zum Handwerk des US Geheimdienstes.
Wer tiefere Einblicke in die Rolle der CIA und ihrer (In)effizienz im Nahen und Mittleren Osten gewinnen will, wird von William Karel solide bedient. Filmisch mag seine einstündige Dokumentation alles andere als eine Offenbarung sein, dazu dominieren zu sehr „Talking Heads“, denen nur sehr dosiert Archivmaterial beigefügt wird. Entstanden ist damit kein reißerischer Rückblick, sondern ein klug kompilierter Beitrag zur aktuellen Diskussion. Die besondere Qualität seiner „Geschichte der CIA“ vom Golfkrieg bis zu 11. September liegt eindeutig in der Auswahl der Gesprächspartner, die überwiegend vom Fach sind und überraschend freimütig Auskunft erteilen: Die ehemaligen CIA-Direktoren James Woolsey (1993–96), William Webster (1987–89) und Robert Gates (1991–93) sind darunter, wie auch William Quandt vom Nationalen Sicherheitsrat.
Was sie und andere über die letzte Dekade zu erzählen haben, trägt bisweilen tragikomische Züge, zeugt von Hochmut, Ignoranz und Machtkalkül, ist aber immer spannend erzählt und in jeder Hinsicht aufschlussreich. Dabei geht es Karel nicht um den schlichten Nachweis, dass FBI und CIA im Vorfeld des 11. September versagt haben. Im Mittelpunkt steht vielmehr jenes Geflecht aus kommerziellen Interessen und skrupelloser Politik, die, gepaart mit Zynismus und Inkompetenz, die eigentliche Brisanz seines Films ausmacht. Nicht von ungefähr fragt deshalb William Quandt im Epilog fast verzweifelt: „Wer wird uns aufhalten? Wer kann uns aufhalten?“
Über die Ursachen und Konsequenzen dieser Politik lässt uns Karel nicht im Unklaren, obwohl er sich selbst eigener moralischer Wertungen und politischer Kommentare enthält – das übernehmen Zeitzeugen wie James Baker, der CIA-Abteilungsleiter Milton Bearden oder sein französischer Kollege Jean-Charles Brisard. RAINER BRAUN
