Langjährige Parteifreundin der Bush-Familie

Die US-Botschafterin in Marokko, Margaret Tutwiler, wird das Sprachrohr der Übergangsverwaltung im Irak

Die „heiße Phase des Irakkrieges“ wurde am Montag vom Pentagon offiziell für beendet erklärt. Doch der Lackmustest für die US-Regierung kommt mit der Gestaltung der Nachkriegsordnung. Hierbei gilt es einen langen Atem und – da Pannen und Rückschläge so sicher wie das Amen in der Kirche sind – eine gute PR-Maschine zu haben. Um das lädierte Image Amerikas besonders in der arabischen Welt aufzupolieren, hat Präsident George W. Bush die Diplomatin Margaret Tutwiler als Sondergesandte nach Bagdad beordert, um dort die Öffentlichkeitsarbeit der US-Übergangsverwaltung zu koordinieren. Zugleich soll sie den Irak nach außen hin vertreten.

Die langjährige Parteifreundin der Bush-Familie ist US-Botschafterin in Marokko. Das Weiße Haus hofft, ihre Erfahrungen und Kontakte zur muslimischen Welt werden ihr im neuen Amt behilflich sein. Die 53-Jährige wird dem Chef der US-Zivilverwaltung, Exgeneral Jay Garner, unterstellt. Ihren Botschafterposten in Marokko will sie jedoch beibehalten und nach dem Ende ihrer Irakmission nach Rabat zurückkehren. Noch in dieser Woche soll sie ihre Zelte in einem Hotel in Bagdad aufschlagen, das provisorisch als US-Botschaft dienen wird. „Sie ist superkompetent. Der Außenminister kennt und respektiert sie“, lobte ein Mitarbeiter Colin Powells.

Tutwiler ist ein Musterbeispiel, wie Partei- und Familienloyalität am Ende mit einem Botschaftsjob belohnt werden. Die Kommunikationswissenschaftlerin aus dem US-Bundesstaat Alabama arbeitete seit Mitte der 70er-Jahre unter republikanischen Präsidenten. Bush senior berief sie zur Außenamtssprecherin. Als erste Frau auf diesem Posten diente sie dem Globetrotter James Baker III., der 1990 die Golfkriegskoalition schmiedete.

Die Clinton-Jahre „überwinterte“ sie als Lobbyistin für einen Industrieverband der Mobilfunkindustrie. Als der Bush-Clan im November 2000 während der Stimmennachzählung in Florida schon einmal eine PR-Schlacht gegen die „liberale“ heimische und internationale Presse schlagen musste, besann man sich ihrer Expertise und übertrug ihr die Medienkampagne. Wenig später nominierte sie der frisch gebackene Präsident Bush junior zur Botschafterin. „Ihre Erfahrung im Nahen Osten und in Nordafrika wird von großem Wert sein für Marokko und die USA“, sagte er damals, wobei sich so mancher wunderte. Als ausgewiesene Spezialistin für diese Erdregion hatte sie sich bislang nicht hervorgetan.

Daher kursiert noch eine andere Geschichte. Als US-Botschafterin in Marokko hat sie mit dem umstrittenen Status der Westsahara zu tun. Dieser Wüstensteifen wurde von Marokko okkupiert – ein Schritt, den die UNO niemals anerkannt hat. UN-Generalsekretär Kofi Annan ernannte 1997 James Baker zum persönlichen Gesandten, um das Westsahara-Problem zu lösen. Nachdem vor der Küste der Westsahara Erdöl gefunden worden war, schloss die US-Firma „Kerr McGee Corporation“ aus Oklahoma Verträge mit Marokko über die Offshore-Förderung ab. Dem Exaußenminister wird ein guter Draht zu „McGee“ nachgesagt. Sein enges Verhältnis zu Tutwiler ist bekannt. Nach Recherchen von „Counterpunch“, einem unabhängigen politischen Newsletter, wurde sie von Baker auf diesen Posten gehoben, um den Abschluss von Ölförderverträgen zu erleichtern. MICHAEL STRECK