Auf der Suche nach dem verlorenen Schatz

USA sagen Hilfe bei Suche nach Kulturgütern aus geplündertem Nationalmuseum zu. Griefahn: US-Armee mit schuld

WASHINGTON/BERLIN ap/taz ■ Nach heftiger Kritik haben die USA Hilfe bei der Suche nach gestohlenen Kunstgegenständen und Antiquitäten aus geplünderten irakischen Museen zugesagt. Außenminister Colin Powell erklärte in Washington, er bemühe sich um Zusammenarbeit mit Unesco und EU. Es gebe bereits Kontakte zu Interpol.

Powell sagte, die USA würden sich auch an der Restaurierung beschädigter Werke beteiligen. Brigadegeneral Vincent Brooks warb in Katar um Verständnis für die viel kritisierte Passivität der US-Truppen. Sie seien bei ihrem Vormarsch in Bagdad in heftige Kämpfe verwickelt gewesen. Zudem habe wohl niemand erwartet, „dass die Reichtümer Iraks vom irakischen Volk geplündert würden“, so Brooks.

In Deutschland lösten die Bilder von den Plünderungen im Nationalmuseum auch unter Politikern Entsetzen aus. Monika Griefahn (SPD), Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, zeigte sich gegenüber der taz schockiert über die Vorkommnisse in Bagdad. Es sei verwerflich, dass Briten und Amerikaner ihren elementaren Pflichten nicht nachkämen, als Besatzungsmächte für den Schutz der irakischen Kulturgüter zu sorgen. Rechtfertigungsversuche der Koalitionstruppen, man habe militärische und keine polizeilichen Aufgaben in Bagdad, dürfe man keinesfalls gelten lassen. Die Genfer Konvention spreche hier eine klare Sprache. „Was hier an Menschheitsgeschichte und Weltkulturerbe zerstört wurde, ist ohne Beispiel. Die Art und Weise, wie es geschehen ist, wirkt auf mich gezielt geplant und angestiftet.“ Unter welchen Umständen genau die Plünderungen geschehen seien, müsse untersucht werden. Man werde das Thema sicherlich auf der Tagesordnung des Bundestags finden.

Auch der Direktor der Altertümer-Abteilung des Nationalmuseums in Bagdad, Donny George, erhob im TV-Sender CNN weitere Vorwürfe gegen die amerikanischen Soldaten. Sie hätten es zugelassen, dass die Plünderer immer wieder gekommen seien. Offenbar am Montag wurde auch die Irakische Nationalbibliothek Opfer von Plünderungen und Vandalismus.

Der Generalsekretär der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Koichiro Matsuura, richtete gestern einen Appell an Iraks Nachbarstaaten, die internationalen Zollbehörden und die wichtigsten Akteure auf dem Kunstmarkt. Diese müssten mit der Unesco in einer Aktion großen Maßstabs zusammenarbeiten, damit die gestohlenen Stücke keine Käufer fänden. Die Unesco will nach gestrigen Angaben so schnell wie möglich eine Expertenkommission für eine Bestandsaufnahme in den Irak schicken. Laut der britischen Zeitung The Times geht ein Unesco-Vertreter im jordanischen Amman davon aus, dass den Plünderern rund 170.000 Kulturgegenstände zum Opfer gefallen sind. Für morgen hat die Unesco eine Expertenkonferenz in Paris einberufen. Die deutsche Unesco-Kommission rief die Bundesregierung zur Hilfe auf.